Einfach erklärt :: Wie arbeitet eigentlich eine Bank?

bilanz2013Klar, wer sein Geld zur GLS Bank bringt, hat besondere Erwartungen. Die Bank soll mit dem Geld Gutes tun. Aber wie genau funktioniert das eigentlich? Die realen Zusammenhänge und Wirkungsmechanismen zwischen Banken und ihren Kundinnen, Kunden und Mitglieder sowie innerhalb einer Bank sind äußerst komplex. Dennoch wagen wir mit diesem Artikel einen Versuch, den Zusammenhang zwischen Kundeneinlagen und der Vergabe von Kundenkrediten in sehr einfacher Form zu erklären.

Die GLS Bank veröffentlicht – wie jede Bank – jährlich einen Jahresabschluss und Lagebericht. In der Bilanz stehen sich Aktivseite und Passivseite gegenüber. Die Passivseite bildet dabei ab, woher die Bank das Geld bekommt. Bei der GLS Bank sind dies hauptsächlich die Kundeneinlagen und das Eigenkapital, das aus den Geschäftsguthaben der Mitglieder besteht. Die Aktivseite dagegen stellt dar, wie die Bank das Geld verwendet, wie viel davon sie also zum Beispiel als Kredite an die Kunden vergibt.

Aufgabe der Bank ist es, diesen beiden Seiten der Bilanz in eine guten und wirtschaftlich nachhaltige Balance zu bringen. Sie stellt das Geld, das die Kundinnen und Kunden anlegen, den Menschen, die für die Umsetzung ihrer Ideen Kapital benötigen, in Form von Darlehen oder Krediten zur Verfügung. Damit nimmt sie die Funktion einer verbindenden Brücke oder eines Vermittlers. Es geht um einen Ausgleich der Interessen der unterschiedlichen Kundengruppen sowie der Mitglieder der Bank. Aus der Perspektive der Bank sind dabei jedoch Kundeneinlagen nicht gleich Kundeneinlagen. Je nach Fristigkeit der Anlage sind sie für die Steuerung der Bank und für die Möglichkeit, neue Kredite zu vergeben, unterschiedlich „wertvoll“.

Video „Brückenfunktion der GLS Bank“

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Angesichts des derzeitigen, sehr niedrigen Zinsniveaus entscheiden sich viele Kundinnen und Kunden dafür, ihr Geld nur kurzfristig anzulegen und überweisen es zum Beispiel auf ein Tagesgeldkonto. Dem gegenüber sind die Kreditnehmenden bei den niedrigen Zinsen nachvollziehbarerweise an eher langen Laufzeiten interessiert. In dieser Gemengelage widerstreitender Interessen muss die Bank nun austarieren und entscheiden, wie viel Geld sie im Kreditbereich, also der Aktivseite, mit welchen Laufzeiten vergeben kann. Hier wirken sich die Entscheidungen von Anlegenden, die sich entschließen, ihr Geld langfristig in Spareinlagen oder Sparbriefen anzulegen, positiv aus. Je länger Gelder bei der Bank angelegt sind, desto langfristiger (vereinfacht gesagt) kann die Bank auch Kredite vergeben. Die Bank ist stets bestebt, ein Gleichgewicht zwischen den Laufzeiten auf der Aktiv- und Passivseite herzustellen.

Die GLS Bank erwirtschaftet ihre Erträge überwiegend aus der Differenz zwischen den unterschiedlichen Zinsen, die die Kreditnehmerinnen und -nehmer ihr zahlen und den Zinsen, die sie wiederum an die Sparenden auszahlt. Spekulationsgeschäfte schließt sie grundsätzlich aus. Wenn nun das Zinsniveau steigt, bedeutet das, dass bei neuen Krediten zwar die neuen, höheren Zinsen berechnet werden können. Die zuvor abgeschlossenen Kredite betrifft dies in der Regel jedoch nicht. So steigen die Zinserträge der Bank nur langsam. Die Zinsausgaben dagegen steigen schneller, da viele Kundinnen und Kunden auf kurzfristige Anlagen setzen, auf die sich die Zinsveränderungen schneller auswirken. Darum muss die GLS Bank diese finanzpolitischen Entwicklungen in ihre Zinsgestaltung einbeziehen.

Bei den Berechnungen, wie viel Geld die Bank denn nun wirklich als Kredit weitergeben kann, spielen also verschiedene Faktoren eine Rolle. Zunächst einmal ist es so, dass die Kundeneinlagen in der Vergangenheit schneller gewachsen sind als die Vergabe des Geldes in Form von Krediten erfolgen konnte. Die GLS Bank strebt an, dass 70% der Kundeneinlagen auf der Aktivseite auch als Kundenkredite vergeben werden. Die übrigen Kundeneinlagen legt sie selbst wiederum an.

Dass all das bei der GLS Bank nach den gewohnten Positiv- und Negativkriterien und sozial-ökologischen Gesichtspunkten passiert, versteht sich von selbst. Und so schließt sich der Kreis: Wer sein Geld zur GLS Bank bringt, ermöglicht damit sinnstiftende Projekte und trägt dazu bei, dass die Welt ein kleines Stücken besser wird.

Einen kleinen Film dazu, wie die GLS Bank funktioniert, haben im Jahr 2012 unsere Auszubildenden gedreht. Schaut doch mal rein.

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2 Antworten zu „Einfach erklärt :: Wie arbeitet eigentlich eine Bank?“

  1. Avatar von Johannes Korten
    Johannes Korten

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    Lieber Herr Patzak,

    die GLS Bank arbeitet innerhalb des Giral-Geld-System und somit nicht im von Ihnen beschriebenen Voll-Geld-System.

  2. Avatar von Jan Patzak
    Jan Patzak

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    Ein Kommentar habe ich:
    Aus der Erklärung sieht es so aus, als wäre Ihre Bank ein Geldinstitut das nach dem Voll-Geld-System arbeitet. Ist dies richtig? Oder ist es bei der GLS so wie bei jeder „nomalen“ Bank, dass sie mit dem Giral-Geld-System „Geld-Wert“ schafft. (Also Giralgeld schafft, ohne eine 100%ige Geldeinlage in der Hinterhand; vgl. Voll-Geld-System vs. Giral-Geld-System)
    Vielen Dank für eine Antwort im Voraus und sehr freundliche Grüße
    J. Patzak

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