Was bedeutet Geld eigentlich und wie beeinflusst es unser Handeln? Regiert Geld wirklich die Welt? Und wenn ja, wie können wir das ändern und Geld zu einem sozialen Gestaltungsmittel machen? Mit solchen Fragen beschäftigten sich Umerdenker rund um das Zahlungsmittel auf dem ersten Geldgipfel der GLS Bank Stiftung.
In der Empfangshalle der Universität Witten/Herdecke wurde am 1. und 2. Mai genetzwerkt und diskutiert, gesponnen und geplant. Von Genossenschaftlerinnen bis Regionalgeldentwicklern waren Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen und mit unterschiedlichsten Ideen generationenübergreifend von 18 bis 80 vertreten. Und für alle ging es nur um eines: Geld.
Die GLS Bank Stiftung hat sich die Mitwirkung an einer anderen Geld- und Finanzordnung zur Aufgabe gemacht und den Geldgipfel als Auftaktaktion gewählt. Was zunächst als eher kleine Veranstaltung geplant war, stieß auf so viel Interesse, dass die Vorträge per Videoübertragung aus dem Audimax in andere Räume gesendet werden mussten. Über 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren dabei, als Karl-Heinz Brodbeck, Professor für Volkswirtschaftslehre an der FH Würzburg-Schweinfurt, die zwei Konferenztage mit einem Vortrag über die Geschichte des Geldes einleitete. Dann ging es in die verschiedenen Workshops. Sieben an der Zahl waren angeboten und in allen wurde rege diskutiert. Was bringt eigentlich Regionalgeld? Können wir aus den Geschäftsmodellen von Energiegenossenschaften Lehren für ein anderes Wirtschaften ziehen? Und wenn es gerade um Lehre geht: Wieso gibt es eigentlich in den Wirtschaftswissenschaften ein regelrechtes Lehrbuchmonopol, das im Prinzip nur die Inhalte der Neoklassik wiedergibt, statt wirkliche Methodenvielfalt zu lehren?
Den ersten Tag der Workshops nutzten die Panel-Leiter für Input-Vorträge und eine gemeinsame Bestandsaufnahme im Plenum. Am zweiten Tag wurden dann Ergebnisse erarbeitet, die Studierende der Universität Witten/Herdecke am Nachmittag vor allen Teilnehmern vorstellten. So berichtete der Klima-Workshop, man habe lange über ein globales Klimaparlament diskutiert und darüber, wie man „Klimageld“ generieren könnte, um Anreize zu CO2-Einsparungen zu schaffen. Auch aus den anderen Workshops kamen Anregungen zu anderem Wirtschaften und finanziellem Umdenken.
In seinem Abschlussvortrag über Transformationsstrategien für eine neue Geldordnung stellte Professor Reinhard Loske von der Universität Witten/Herdecke zur Diskussion, ob das Motto der Veranstaltung „Von der Energiewende zur Geldwende“ wirklich treffend sei, ob also ein anderes Denken und Handeln von und mit Geld wirklich zu einer Bürgerbewegung führen könne. Das habe im Bereich der Energie funktioniert. Geld schwinge aber überall mit und so stelle sich die Frage, ob man dieses Thema nicht letztlich bei jedem zivilgesellschaftlichen Engagement mitdenken müsse, es also bei allen Thematiken mitschwinge.
Nach reger Abschlussdiskussion im Plenum rief Lukas Beckmann, Vorstand der GLS Bank Stiftung und Organisator der Veranstaltung, alle auf: „Wir wollen nicht nur theoretisch diskutieren. Wir wollen vorhandene Praxisfelder als gesellschaftliche Lernfelder nutzen und ausbauen und die wissenschaftlichen Grundlagen für eine neue Geldordnung in Kooperation mit Universitäten erweitern und vertiefen.“
So hat der erste Geldgipfel keine klaren Antworten geliefert, sondern vielmehr neue Fragen aufgeworfen. Er hat mit prominenten Vortragenden Anregungen und Denkansätze geliefert. So wies Professor Hans Christoph Binswanger darauf hin, dass schon in Goethes Faust gezeigt werde, dass der Wunsch nach weiterem Wachstum blind mache vor Folgen wie Umweltschäden. Und nicht zuletzt hat der Geldgipfel interessierten Menschen die Möglichkeit geboten, sich auszutauschen und weiter in Kontakt zu bleiben, um so gemeinsam für einen Strukturwandel in der Finanzwelt zu arbeiten.
Einige Videos von Vorträgen zum Geldgipfel werden nach und nach hier zu sehen sein: www.glsbankstiftung.de/geldgipfel
Fotos: Michael von der Lohe / GLS Bank Stiftung
Mehr Fotos gibt es hier: https://www.flickr.com/photos/glstreuhand/sets/72157644127292607
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