Die Global Alliance for Banking on Values (GABV) setzt sich für ein verändertes Bankenwesen nach ethischen und sozial-ökologischen Standards ein. Damit das nicht abstrakt bleibt, engagieren sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den einzelnen Banken als Wertebotschafter, Values Ambassadors. Einmal im Jahr treffen sie sich persönlich, um Erfahrungen auszutauschen, Ideen zu entwickeln und neue Projekte anzugehen. Nachdem die Reise letztes Jahr nicht weit war (die Tagung fand in Berlin statt), bedeutete es dieses Jahr für drei Menschen aus der GLS Bank ein echtes Abenteuer: Die Values Ambassadors trafen sich in Lima, Peru, um gemeinsam das gesellschaftliche Bewusstsein über Probleme und Chancen des sozial-ökologischen Bankenwesens weltweit voranbringen zu können.
Am 2. April ging es los. Mit uns an Board war eine Kollegin von der Banca Etica in Italien. Der Austausch ging also sofort los: Was macht die Bank anders? Was sind die aktuellen Arbeitsschwerpunkte? Das Besondere war die Feststellung, wie ähnlich wir uns bzw. unsere Banken sich doch sind. Diese Ähnlichkeit sollte uns die ganze Reise über begleiten. Egal ob aus Deutschland, Italien, Norwegen, USA oder Peru – unsere Werte und unser Herangehen an Bankgeschäfte war und ist gleich. Es ging und geht immer darum, eine Bank zu sein, die die Bedürfnisse der Menschen erkennt und entsprechende Angebote parat hat.
Gastgeber in Lima war die Mikrokreditbank Mibanco. Neben dem Austausch der Values Ambassadors im Allgemeinen lernten wir natürlich diese Bank besonders kennen. Wir nahmen an Projektbesuchen teil und trafen zum Beispiel Marte, die mit einem Mikrokredit der Bank als Straßenhänderlin angefangen hat und inzwischen 17 Marktstände betreibt. Gerade hat sie einen neuen Kredit von Mibanco bekommen, um ein Veranstaltungshaus etwa für Familienfeiern und Versammlungen zu bauen. Das alles erzählt uns die kleine, grauhaarige Frau begeistert, berichtet von der Zuverlässigkeit ihrer Bank und schwärmt von den Beratern, die sie als Menschen ernst nehmen und ehrlich unterstützen möchten. Ihr Traum: Sie würde gerne ins Ausland expandieren. Ob wir vielleicht Ansprechpartner in der Schweiz vermitteln könnten? Dabei stehen wir in einem Viertel, das noch vor fünf Jahren ein Slum war. Der Stolz der Menschen hier, aber auch der Mibanco-Mitarbeiter, die uns begleiteten, ist mit Händen zu greifen. Wie schön, wenn die Arbeit solche Früchte trägt!
Mit den anderen Values Ambassadors tauschen wir uns vor allem über das Thema Innovation aus. Was ist das eigentlich? Und sollte man nicht vielleicht besser „Aktivitäten für die Zukunft“ sagen? Derartige Aktivitäten bedeuten Veränderung. Was muss man tun, damit sie auch Verbesserung bedeuten? Fragen über Fragen. Und manche stellen auch schon erste Antworten vor. Die Kollegen der kanadischen Bank Vancity berichten zum Beispiel von ihrem mobilen Angebot, über das Kunden die Geschäfte von anderen Kunden finden – vom ökologischen Baumarkt bis zum Bio-Café. So werden Kunden vernetzt und die lokale Wirtschaft gestärkt.
Ein fester Plan, den wir ins Auge fassen: Im Herbst soll es „24 hours of values based banking“ geben – also einen ganzen Tag, an dem weltweit möglichst viele Menschen erreicht und informiert werden sollen. – Ein Auftrag, den wir aus Lima mitnehmen. Was soll die GLS Bank auf die Beine stellen, um an diesem Tag zum Bewusstseinswandel im Bankensektor und in der Gesellschaft beizutragen? Wir werden uns etwas einfallen lassen und halten Euch natürlich auf dem Laufenden! Oder habt ihr selbst Ideen und Vorschläge? Dann immer her damit!
Neben der inhaltlichen Arbeit sehen wir aber auch etwas von Lima: Bei genauerem Hinsehen finden wir viele scheinbare Gegensätze. Im Hals kratzender Smog und tolle Fahrradwege, von denen wir nur träumen können (hin und wieder sogar mit ein paar einzelnen Radfahrern). Menschen, die zwischen den an Ampeln wartenden Autos alles verkaufen, was das Herz begehrt: von kalten Getränken über Handykabel, Küchenschwämme, Sandwiches bis hin zu Lupen. Glitzernde Einkaufswelten und in der Ferne sichtbare Slums. Wir alle sind berührt von den vielen Eindrücken. Besonders der Besuch bei Projekten der Zukunftsstiftung Entwicklung, Aynimundo und Alma Capac, führt uns sehr deutlich die Herausforderungen aber auch die Chancen der Arbeit in den Slums vor Augen. Die Reise wirft viele Fragen auf: Wo fängt Reichtum an, wo hört Armut auf? Was braucht der Mensch, um zufrieden zu sein? Wo stehen wir drei GLSler, worum geht es hier für uns? Die Diskussionen beim Abendessen mit den Kollegen von First Green Bank aus Florida und Crédit Coopératif aus Frankreich bringen uns einer Antwort nicht näher. Aber sie zeigen, dass wir alle hingucken, wahrnehmen und einen Beitrag dazu leisten möchten, die Welt ein Stück besser zu machen.
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