Gemeinsam mit einigen Partnern brachten wir 2010 den ersten Fonds auf den Markt, der neben klassischen nachhaltigen und ökonomischen Aspekten erstmals auch entwicklungspolitsche Kritieren berücksichtigt.
Im Interview mit Eva Schneeweiss, Chefredaktuerin des Bankspiegels, resümiert Thomas Goldfuß, der Leiter unseres Vermögensmanagements, über die Besonderheiten des FairWorldFonds:
Eva Schneeweiss: Herr Goldfuß, der FairWorld Fonds feierte im März sein dreijähriges Jubiläum. Zeit für ein Zwischenfazit. Wurden Ihre Erwartungen erfüllt?
Thomas Goldfuß: Das wurden sie. Mit dem Anspruch, einen mit dem Fokus auf entwicklungspolitische Kriterien ausgerichteten Investmentfonds aufzulegen, haben wir uns gemeinsam mit unseren Partnern auf unbekanntes Terrain vorgewagt.
Der FairWorldFonds war der erste seiner Art. Worin bestand konkret die Herausforderung?
Zum einen haben wir neue bzw. ergänzende Nachhaltigkeitskriterien im Einsatz, deren Einhaltung in der Realität selbstverständlich überprüfbar sein muss. Beim innovativen Themenbereich „Entwicklungsförderung für Unternehmen“ geht es z. B. um Maßnahmen zur Verbesserung der Situation von Frauen in den Fertigungs– und Zulieferbetrieben oder um die Höhe der Reinvestition von Gewinnen aus den Schwellen– und Entwicklungsländern vor Ort. Zum zweiten erfüllen die Schwellen– und Entwicklungsländer sehr oft noch nicht die sozialen Standards, die in den meisten entwickelten Industrieländern
gegeben sind. Hier kommt es darauf an, welche verstetigte, positive Entwicklung in den jeweiligen Ländern festzustellen ist, z. B. hinsichtlich der Armutsbekämpfung oder bei den Arbeitnehmerrechten.
Wie wurde der FairWorldFonds von den Kundinnen und Kunden angenommen?
Das Wachstum des Fondsvolumens, d. h. der Zuspruch von Seiten der Anleger, liegt deutlich über unseren Erwartungen. Gerade in den vergangenen Monaten konnte der Fonds noch einmal deutliche Mittelzuflüsse verzeichnen und hat mittlerweile die Marke von 113 Millionen Euro Volumen überschritten. Auch die Wertentwicklung ist erfreulich.
Wie kam es zur Auflage des FairWorldFonds und wer hatte die Idee dazu?
Die Idee hatte Brot für die Welt. In Anlehnung an deren Leitprinzip „Den Armen Gerechtigkeit“ ist Brot für die Welt auch für den neuen Kriterienkatalog verantwortlich. Die Erkenntnis, dass der Umgang mit Geld auf den Kapitalmärkten unmittelbar auf die Lebenssituation gerade der Armen der Welt wirkt und eine partnerschaftliche Entwicklungszusammenarbeit untergräbt, hat zu der Initiative geführt. Übrigens ist diese Erkenntnis bereits vor der jetzigen
Finanzmarktkrise gereift. Gemeinsam mit dem SÜDWIND–Institut wurden dann die Partner GLS Bank und KD–Bank sowie nach einer Ausschreibung auch die Beratungsgesellschaft imug und die Fondsgesellschaft Union Investment zusammengebracht.
Welche Rolle spielen die einzelnen Partner für den FairWorldFonds?
Das SÜDWIND–Institut betreut gemeinsam mit Brot für die Welt den transparenten und strengen Kriterienkatalog für nachhaltige und entwicklungspolitisch orientierte Geldanlagen sowie den Kriterienausschuss. Zusammen mit dem Institut imug recherchiert SÜDWIND laufend Investmentmöglichkeiten, die diesen Kriterien entsprechen. Imug steht für „Institut für Markt–Umwelt–Gesellschaft“. Es gilt als einer der renommiertesten Anbieter von Nachhaltigkeitsbewertungen. Als Bankpartner fungieren die
GLS Bank und die KD–Bank mit ihrer langjährigen Expertise im Bereich werteorientierter Investitionen. Union Investment komplementiert als
Fondsgesellschaft den Kreis der Partner, aus dem auch der Anlage– und Kriterienausschuss besetzt werden.
Welche Aufgaben haben der Anlageausschuss und welche der Kriterienausschuss?
Der Anlageausschuss ist beratender Gesprächspartner für das Fondsmanagement bei der strategischen und finanziellen Ausrichtung des FairWorldFonds. Der Kriterienausschuss legt die nachhaltigen ökologischen, sozialen und entwicklungspolitischen Kriterien der zu erwerbenden Vermögenswerte sowie das Anlageuniversum des FairWorldFonds fest und überprüft dies regelmäßig. Den Vorsitz des Kriterienausschusses hat die ehemalige Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Heidemarie Wieczorek–Zeul, übernommen. Vervollständigt wird der Kriterienausschuss durch verschiedene externe Expertinnen und Experten für Entwicklungsthemen sowie für nachhaltiges Finanzwesen. In beiden Gremien ist jeweils ein Mitarbeiter der GLS Bank vertreten.
Wie unterscheidet sich der FairWorldFonds von anderen Nachhaltigkeitsfonds?
Es handelt sich um einen breit diversifizierten Mischfonds, der Investments in Mikrofinanzanlagen, Aktien und festverzinslichen Wertpapieren tätigt. Insbesondere durch die Investitionen im Mikrofinanzbereich wird das ntwicklungspolitische Engagement des FairWorld Fonds deutlich. Zudem gehören die Ausschluss– und Anlagekriterien des Kriterienausschusses zweifelsohne zu den strengsten im Segment der Nachhaltigkeitsinvestments.
Darüber hinaus ist es uns in den Partnerschaften mit Brot für die Welt und insbesondere auch mit Union Investment möglich geworden, auf Unternehmen über deren Führungsebene so einzuwirken, dass sie Missstände beseitigen, die sich nachteilig auf die Menschen in den Schwellen– und Entwicklungsländern auswirken. Die Ergebnisse dieses sogenannten „Engagements“ werden vom Kriterienausschuss kritisch beobachtet.
Erfreulich ist auch, dass sich der globale Investor Union Investment selbst stetig in Richtung soziale Verantwortung bewegt. So werden sie sich verbindlich von jeglichen Geschäften mit Nahrungsmittelspekulationen zurückziehen. Das war eine Forderung des Kriterienausschusses des FairWorldFonds.
Gibt es eine Investition, die Sie persönlich besonders bewegt hat?
Dazu gehört das Unternehmen Hikma Pharmaceuticals PLC, das 1978 in Jordanien gegründet wurde und heute den Hauptsitz in London hat. Die Firma stellt Generika her und ermöglicht großen Bevölkerungsgruppen in armen Ländern den günstigen Zugang zu Medikamenten. Die Arzneimittelfirma von SEKEM hat z. B. eine Kooperation mit Hikma. Oder auch Telkom South Africa: Das Unternehmen bietet Gemeindetelefone an. Somit können mehrere Menschen aus einem Dorf ein Telefon nutzen, die sonst keinen Zugang hätten. Telkom South Africa arbeitet mittlerweile in über 30 afrikanischen Ländern als Anbieter mobiler
und kabelgebundener Telekommunikation.
Bild: Thomas Goldfuß ist Leiter des Vermögensmanagements und der Eigenanlagen der GLS Bank. Mit seinem Team betreut er vermögende private und institutionelle Kunden, darunter insbesondere gemeinnützige Organisationen und Stiftungen.
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