„Die Turbulenzen, die wir beobachtet und durchgemacht haben, ruinierten nicht nur Bilanzen, sondern auch Biographien. Die Verirrungen und Verfehlungen, die zweifellos zu beobachten waren, fanden nicht nur einen statistischen Niederschlag.“ […]
Bundestagspräsident Norbert Lammert fand anlässlich des Kongresses der Global Alliance for Banking on Values (GABV) in Berlin offene, ehrliche Worte, die wir gerne mit Euch teilen:
„Ich persönlich plädiere mit Nachdruck dafür, aus den vorhandenen Erfahrungen nicht nur larmoyante Anmerkungen für die Geschichtsbücher entstehen zu lassen, sondern operative Schlussfolgerungen für die Zukunft zu ziehen, mit der praktischen Folge der Notwendigkeit einer Reregulierung von Märkten. Ich fühle mich in der Empfehlung, das zu tun, auch durchaus ermutigt durch manche selbstkritischen Bemerkungen aus dem Bankensystem selbst. Wobei mir noch besser gefallen hätte, wenn manche Bemerkungen, die ich von bedeutenden Vorstandsvorsitzenden bedeutender deutscher Banken inzwischen lese, zu deren Amtszeiten ihr eigenes Verhalten geprägt hätten. So etwa die Fragen: Brauchen wir all diese Finanzprodukte überhaupt? Sind sie nicht nur für die Kunden sondern auch für ihre Schöpfer hinreichend transparent? Sind die Finanzmärkte unter diesen Bedingungen überhaupt effizient organisiert? Entstehen neben den beabsichtigten nicht auch unbeabsichtigte Nebenwirkungen, die sowohl die Glaubwürdigkeit des Systems wie dessen Effizienz strapazieren?
All diese Fragen finde ich goldrichtig. Noch schöner wäre es gewesen, wenn sie nicht nachträglich an bereits stattgefundenes Handeln gestellt würden, sondern vorher zu einer Selbstdisziplinierung und auf einen Weg geführt hätten, der tatsächlich völlig anders verlaufen wäre. Dabei wird der Handlungsdruck übrigens auch aus der Sicht der Bankkunden, die in aller Regel auch gleichzeitig Wählerinnen und Wähler sind, erkennbar größer. Zumal immer mehr die Erfahrung gemacht haben, dass das, was auf den Finanzmärkten stattfindet, in der Regel nicht Wertschöpfung ist, sondern die Simulation von Werten, die nur so lange stabil bleiben, wie die Einbildung hält. Sobald die Einbildung kollabiert, kollabiert das Produkt, weil es keine Substanz hat. Das ist die verheerende Verselbständigung des Effekts, dass nämlich das Geld aus einem Instrument zur Beförderung ökonomischer Prozesse zu einem Selbstzweck geworden ist, was vielleicht so lange noch tolerabel war, wie es in den historischen Relationen ein Teil des realwirtschaftlichen Systems war. […]
Es gibt also ganz offenkundig die Notwendigkeit für Veränderungen. Es gibt die Notwendigkeit für Veränderungen nicht nur in Regelsystemen, sondern in den Mentalitäten.“ […]
Eine Verschriftlichung der gesamten Rede haben wir für Euch hiert hinterlegt: Norbert Lammert, Die Verantwortung der Banken für die Gesellschaft
Ebenfalls könnt Ihr euch die Rede anhören und ansehen:
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