GLS Kundin XENION e. V. bringt ehrenamtliche Berliner*innen und Geflüchtete zusammen. Im Tandem erleben sie Vielfalt als Herausforderung und als Chance.
von Hannah El-Hitami
Über XENION e.V.
Seit 1986 bietet XENION als psychosoziales Behandlungszentrum geflüchteten Menschen Schutz, professionelle psychotherapeutische Hilfe, soziale Beratung und Begleitung. Letztere koordiniert der Verein unter anderem im Rahmen seines Mentor*innenprogramms. XENION ist Kunde der GLS Bank und wird durch die GLS Treuhand gefördert. Der Verein finanziert seine Arbeit und Projekte wie die Mentor*innenarbeit unter anderem durch Spenden.
Als geflüchteter Mensch in Deutschland Fuß zu fassen, ist nicht leicht. Bürokratische Hürden und Sprachbarrieren erschweren die Wohnungs- und Jobsuche. Dazu kommt die emotionale Belastung: Viele haben vor und während der Flucht traumatische Erfahrungen gemacht und müssen sich nun in einem fremden Land zurechtfinden – oft ganz allein ohne Familie oder soziale Kontakte. In dieser Situation Verbündete zu haben, kann einen entscheidenden Unterschied machen.
Dafür sorgt der Berliner Verein XENION. Neben Psychotherapie und Beratung für politische Verfolgte organisiert er seit 20 Jahren ein Mentoring-Programm. Ehrenamtliche Berliner*innen werden mit Geflüchteten zusammengebracht und begleiten sie durch den Alltag. Was das genau bedeutet, ist den Tandems selbst überlassen. Manche suchen zusammen nach Jobs oder Wohnungen, andere planen gemeinsame Unternehmungen oder erkunden die Stadt. Auch Deutschlernen spielt für viele eine Rolle.
Vom Tiefpunkt aus
Am wichtigsten aber ist das soziale Miteinander. Viele der Geflüchteten, die XENION betreut, haben Gewalt erfahren. Sie brauchen stabile, verlässliche Beziehungen, um wieder Vertrauen aufzubauen. „Ich habe unglaublich schöne und bewegende Verbindungen zwischen Menschen im Rahmen von Mentor:innenschaften miterleben dürfen“, sagt Silvia Schriefers, Psychotherapeutin bei XENION. „Das ist etwas, das sehr hilft, um hier in Deutschland, im Exil, anzukommen und sich wieder als Mensch zu fühlen.“
Diese Erfahrung machte zum Beispiel Emeline aus Kamerun, die vor vier Jahren mit ihrer Mentorin Anne zusammengebracht wurde. Sie sei damals am Tiefpunkt ihres Lebens gewesen, sagt Emeline: neu in Deutschland, einsam und verzweifelt. Dass Anne um einiges älter war als sie, irritierte Emeline erst einmal. Doch rückblickend war es genau Annes Lebenserfahrung und ihre zupackende Art, die Emeline half, ihren Weg in Deutschland zu finden. Heute hat sie eine Wohnung, ein soziales Netzwerk, und möchte anfangen zu arbeiten. Und sie hat eine kleine Tochter, bei deren Geburt Anne sie begleitet hat – für beide der schönste Moment der Mentorinnenschaft.
Radical Transformation: Buch zu gewinnen!
„Radical Transformation. Wie das Wissen über Gefühle die Welt verändern kann“: In ihrem Buch thematisiert GLS Kundin Lisa Jaspers mit ihren Co-Autor*innen Naomi Ryland und Soraida Velazquez Reve den Dreiklang Spüren, Fühlen, Verbinden als Schlüssel zu Veränderung. Für die Teilnahme an der Verlosung sende bis 31. Januar 2026 eine E-Mail mit dem Betreff „Radical Transformation“ an:
Hier geht es zu den Teilnahmebedingungen
Doch zu Beginn mussten die beiden sich erst einmal aneinander gewöhnen. Immerhin kommen sie aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen. Als Emeline einmal für Anne kochen wollte, stellten sie zum Beispiel fest, dass ihre Essgewohnheiten nicht so gut zusammenpassten. Seitdem konzentrieren sie sich auf das, was sie gemeinsam haben: ihren Humor, die gegenseitige Wertschätzung und die Herausforderungen, die sie gemeinsam durchgestanden haben.
Denn Emelines Ankommen in Deutschland war nicht immer einfach und verlangte auch Anne einiges ab. Sie könne zwar gut mit Ämtern streiten, sagt sie rückblickend, „aber jemandem beizustehen, der sehr verzweifelt ist, das war manchmal wirklich schwer für mich.“ Durch die Beziehung mit Emeline habe sie gelernt, dass die emotionale Arbeit sich lohnt. Sie schätzt Emelines Humor, ihre Stärke und ihr großes Herz. Auch Emeline sieht Anne heute als Teil ihrer kleinen Familie. Von ihr habe sie gelernt, dass „jemand dich ohne eigene Interessen lieben und sich für dich aufopfern kann.“
Tandems für die Demokratie
Im Jahr 2026 plant XENION Tandems mit Schwerpunkt Demokratie und Partizipation. Die Tandems sollen gemeinsam Orte der Demokratie besuchen, zum Beispiel den Bundestag oder zivilgesellschaftliche Initiativen. Außerdem sollen Dialogformate und Öffentlichkeitsarbeit die Perspektiven Geflüchteter sichtbar machen und rassistischen Stereotypen etwas entgegensetzen. Bei der Finanzierung helfen soll eine Schenkgemeinschaft der GLS Bank, für die XENION noch solidarische Spender*innen sucht.
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