Als Digital Trainee der GLS Bank beschäftigt sich Jan Lurweg normalerweise mit neuen Informationen für die GLS Webseite oder Social Media. Vor wenigen Tagen hat er jedoch seinen ersten Einsatz in einer „Kleiderkammer“ gehabt: bei „Swap & Style“, dem Tausch- und Styling-Event der Bank. Jan erzählt von seinen neuen Blickwinkeln auf Mode.
Mode ohne schlechtes Gewissen
Mode und GLS Bank, wie passt das überhaupt zusammen? Ich finde: sehr gut, wenn wir auf nachhaltige Mode und neue Wege in der Modebranche schauen. Aber was ist eigentlich nachhaltige Mode oder Fair Fashion? Für mich beginnt Fair Fashion am 24. April 2013. Beim Einsturz der Rana-Plaza-Textilfabrik in Bangladesch sterben an diesem Tag 1.136 Menschen, über 2.000 wurden verletzt. Schnell war klar, dass bekannte deutsche Modeketten dort produzierten. Arbeiter*innen hatten im Vorfeld Risse am Gebäude entdeckt, wurden aber gezwungen, weiterzuarbeiten. Das war ein einschneidendes Erlebnis. Ab sofort war ich auf der Suche nach Fashion Made in Germany oder Europe, nach Mode ohne schlechtes Gewissen. Was genau diese Mode ausmacht? Ich erkläre es Dir.
Was ist Fair Fashion?
Eine weitere wichtige Rolle spielen das Grundmaterial von Kleidungsstücken und seine Produktion. Für die Herstellung eines T-Shirts aus Baumwolle werden im Schnitt 2.700 Liter Wasser benötigt. Wird dabei konventionelle Baumwolle verwendet, wird Wasser zusätzlich durch Pestizide belastet.
Nach der Herstellung spielen Aspekte wie die Verpackung der Kleidung sowie Transportwege eine große Rolle. Nach Deutschland muss fast immer geliefert werden, denn hier ist es aufgrund von ausgelagerter Industrie fast gar nicht mehr möglich, Mode in großem Stil herzustellen. Bei all diesen Punkten: Welche Lösungen gibt es?
Die Lösungen der nachhaltigen Labels
Viele nachhaltige Labels lassen ihre Produkte in Portugal produzieren. Dort findet sich neben einem nachhaltigen Mindset auch das Know-how, um innovative Produktionswege gemeinsam zu gehen. Auf der Swap & Style berichtete Bettina Schink von BEARTH, dass sie bei ihren Besuchen echte Beziehungen zu ihren Geschäftspartner*innen aufbauen kann. Darauf basierend bekommt sie ein viel besseres Gespür für die soziale Komponenten im Herstellungsprozess.
Alternativen beim Material sind recycelte Baumwolle und Bio-Baumwolle, aber auch ganz andere Grundprodukte wie Hanf oder bei GLS Kunde Wijld sogar Holz. Wijld spart so nach eigenen Angaben mit nur einem T-Shirt um die 1.000 Liter Wasser, 150 Milliliter Chemie und 75 Prozent CO2 verglichen zu einem konventionellen T-Shirt aus Baumwolle.
Woran erkenne ich nachhaltige Mode?
Ich schaue zuerst auf das Herstellungsland. Das ist fast immer auf dem kleinen weißen Textiletikett oder den Waschhinweisen vermerkt. Eine Kennzeichnungspflicht gibt es aktuell allerdings nicht. Und selbstverständlich kann auch in Bangladesch oder Vietnam nachhaltige Mode hergestellt werden.
Als nächstes prüfe ich die zahlreichen bunten Schilder, die am Nylonfaden meines Kleidungsstückes hängen. Leider gibt es im Bereich von Textilien einen großen Siegel-Dschungel. Einige sind selbst ausgedacht, andere decken nur einen kleinen Teil ab oder sind noch nicht weit verbreitet. Außerdem gibt es auch faire Kleidung ohne Zertifikate. Für kleine Produktionen lohnt sich die Zertifizierung oft nicht. Da hilft leider nur: nachfragen und vertrauen.
Das GOTS-Zertifikat und das Label der Fair Wear Foundation sind weit verbreitet und akzeptiert. Mehr Infos und Hilfestellung zum Zertifikate-Dschungel liefert GLS Kundin FEMNet. Gisela Burckhardt von FEMNet informierte darüber auch auf der Fair-Fashion-Veranstaltung der Bank.
Swap & Style: Tolles Format
Also zurück zu „Swap & Style“, der Kleidertausch-Party in der Bochumer Rotunde. Die startete mit Einsammeln: Alle Teilnehmer*innen konnten bis zu zehn Kleidungsstücke abgeben, Unterwäsche ausgeschlossen. Und wir, meine Kolleg*innen und ich, haben sie in der „Kleiderkammer“ entgegengenommen, nach Größe sortiert und für die spätere Ausgabe vorbereitet. Pro Hose, Schuhpaar oder Pulli gab es jeweils eine Wertmarke, sodass alle die Party mit der gleichen Anzahl Kleidungsstücke wieder verlassen konnten.
Beim Sortieren habe ich festgestellt, dass definitiv spektakuläre Lieblingsstücke abgegeben wurden. Für mich war das wie ein Crashkurs mit dem Titel „1.000 verschiedene Arten, seinen Oberkörper zu bekleiden“. Währenddessen dröhnten die Bässe, denn nebenan lief die Modenschau, bei der coole Fair-Fashion-Looks der GLS Kund*innen Fairnica, ettics, BEARTH und Wijld präsentiert wurden.
Die Models für die Modenschau waren ebenfalls größtenteils Kolleg*innen aus der GLS Bank, und so kann ich hier den Exkurs zur Fragwürdigkeit von Schönheitsidealen in der Modelbranche aussparen.
Mode im Kreislauf denken
Spaß an Mode und das Gefühl von einem neuen Style funktionieren definitiv auch mit gebrauchter bzw. getauschter Kleidung. Einige Besucher*innen konnten die Öffnung der „Kleiderkammer“ kaum erwarten. Am Ende fand zwar nicht jedes Stück eine neue Heimat, aber das meiste wanderte aus den Stapeln am Tisch in die Taschen glücklicher neuer Besitzer*innen. Die übrig gebliebenen Stücke gingen an ein Bochumer Sozialkaufhaus.
Kleidertausch gibt es nicht nur bei der GLS Bank: Eine Übersicht über Möglichkeiten zum Kleidertauschen in Deiner Nähe findest Du zum Beispiel unter https://kleidertausch.de/.
Fairnica: Mode wirklich neu gedacht
Das Wühlen in der Kleiderkammer ist vielleicht nicht für alle das Richtige. Aber wie wäre es hiermit: Neben Kleidertauschen kannst Du sogar Mode mieten! Bei GLS Kundin Fairnica gibt es Angebote für besondere Anlässe, aber auch für jeden Tag. Nicola Henseler und Julia Kellner von Fairnica haben unsere Modenschau zusammengestellt und damit bewiesen, wie gut sie stylen können. Im Abo-Modell können – in ihrem Ladenlokal vor Ort in Herne oder online – komplette Outfits als Kapsel oder fünf Einzelstücke ausgeliehen und getauscht werden. Dabei sind alle Produkte Fair Fashion.
Gemeinsam für eine nachhaltige Wirtschaft
Nachhaltige Wirtschaft kann funktionieren, wenn wir bei heutigen Entscheidungen an die Zukunft denken. Das gilt auch für Deine Kauf-/Tausch-/Leih-Entscheidung! Fair Fashion soll Mainstream werden – und das funktioniert nur, wenn alle mitmachen. Ganz nach dem Motto „Swap & Style“ bin ich in der „Kleiderkammer“ definitiv auf den Geschmack gekommen und möchte in Zukunft meinen Style durch getauschte Fair Fashion ergänzen.
Wie sieht´s bei Dir aus? Was machst Du mit Deinen Kleidungsstücken, die Du nicht mehr tragen willst? Altkleidercontainer? Online verkaufen? Oder selbst eine Swap-Party organisieren?
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