Gemeingüter sind Dinge, die einer bestimmten Gruppe von Menschen „gemein“ sind. „Gemein“ bedeutete ursprünglich „Mehreren abwechselnd zukommend“. Sie sichern unsere Grundversorgung. Der US-amerikanische Autor Peter Barnes nennt Gemeingüter „die schwarze Materie unseres Wirtschaftssystems“, überall vorhanden, doch häufig unsichtbar. Tatsächlich sind ihre Leistungen weder Bestandteil des Bruttoinlandsprodukts, noch vermögen sie den Wachstumsindikatoren in den Abendnachrichten Konkurrenz zu machen. Stattdessen werden Gemeingüter meist erst dann wahrgenommen, wenn sie verschwinden. Der nachhaltige Umgang mit ihnen ist also essentiell.In unserer Serie „Gemeingüter“ werden wir einige Beispiele vorstellen.
Saatgut – die Grundlage des Lebens
„Die Zivilisation geht ihrem Ende zu, wenn die Landwirtschaft aufhört, eine Lebensform zu sein und zur Industrie wird.“ (Nicolás Gómez Dávila, kolumbianischer Philosoph)
Die Züchtung von Kulturpflanzen ist von jeher die Grundlage der Vielfalt und Qualität unserer Lebensmittel gewesen. Das meiste Saatgut wurde über Jahrhunderte von bäuerlichen Gemeinschaften entwickelt und erhalten. Vor diesem Hintergrund sollte Landwirten fruchtbares und nachbaufähiges Saatgut zur Verfügung stehen, um die Versorgung der Gemeinschaft und ihren eigenen Lebensunterhalt zu sichern.
In Zahlen:
- Vor 30 Jahren gab es weltweit ca. 7.000 Saatgutfirmen. (eed 3/2006)
- Keine davon hatte einen Weltmarktanteil von über 1 %.
- 2004 kontrollierten 10 Konzerne fast 50 %, 2007 schon 67% des weltweiten Saatgutmarktes. (http://www.etcgroup.org/)
- In den letzten 100 Jahren betrug der Sortenverlust bei Kulturpflanzen über 75%. (FAO, 1997)
Seit einigen Jahren wird zunehmend versucht, dieses kulturelle Gut zu privatisieren. Die Dynamik des Marktes führt letztendlich dazu, dass global agierende Unternehmen riesige Flächen mit ihren Sorten bestücken und damit große Gewinne erwirtschaften. Den Landwirten wird das neue Saatgut verkauft – regionale Sorten bauen sie auf ihren Äckern immer weniger an. Da das neue Saatgut nicht selbst vermehrt werden kann, hängen ganze Regionen zunehmend von wenigen Saatgutmonopolisten ab.
Der Weltagrarbericht fordert daher, dass „den Bäuerinnen und Bauern ihre Rechte und Privilegien zum Umgang mit Saatgut garantiert werden, um den Erhalt der biologischen Vielfalt in den Agrikulturen zu begünstigen“. In diesem Zusammenhang ist die Förderung von vielfältigen, lokal angepassten und vermehrbaren Sorten sehr wichtig, wie dies durch die Zukunftsstiftung Landwirtschaft geschieht.
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