Normalerweise lerne ich, Lena, Tag für Tag für mein Abi an einem Essener Gymnasium. Dieses Jahr habe ich im Rahmen meines Schülerpraktikums zum ersten Mal so richtig über das Thema Schenken nachgedacht. Ich finde: Schenken ist wie beschenkt werden, nur schöner! Vielleicht kommt ihr – nach der Lektüre dieses Textes – zu ähnlichen Gedanken?
Von Lena
GLS steht für „Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken“. In meinem Schülerpraktikum bei der GLS Treuhand merkte ich schnell: Schenken, Stiften, Vererben – das alles ist so viel menschlicher, als ich gedacht hätte. Seit über 60 Jahren dreht sich in der GLS Treuhand alles ums Schenken, und ich bekam im Praktikum eine Menge Input dazu, unter anderem durch Publikationen, die sich mit Hilfsprojekten oder Stiftungsmöglichkeiten befassen.
Schenken ist Macht – aber anders als gedacht
Die Lektüre „Da hilft nur Schenken“ fand ich besonders interessant. Da erklärt unter anderem Marianne Gronemeyer im Essay „Von der Gegenseitigkeit“, dass die Seite des Beschenkten so aktiv ist wie die Seite des Schenkenden. So habe ich noch nie zuvor über das Schenken nachgedacht, denn eigentlich ist ja der Schenkende in der Situation der „Mächtige“: Wenn er sein Geschenk überreichen möchte, tut er es, und wenn nicht, dann eben nicht.
Das ist wohl die Erkenntnis, die man hat, wenn man niemals über die Bedeutung eines Geschenkes oder des Schenkens nachdenkt. Denn tatsächlich wartet der Schenkende auf die Einladung des Gegenübers, der seine Hände für das Geschenk öffnet, damit dann – und nur dann – der Schenkende etwas hineinlegen kann. In diesem Sinne ist das Schenken also wirklich etwas Gegenseitiges, was ich ziemlich faszinierend finde.
Schenken ist selbstlos
Ein Glaubenssatz, den ich in der Philosophie der Treuhand wiederfinden konnte und den ich selbst sehr interessant am Schenken finde, ist eigentlich recht offensichtlich: Ein Geschenk braucht keine Gegenleistung, sonst wäre es kein Geschenk.
Was ich selbst oft erlebt habe, ist, dass das Schenken keine Freude mehr macht, sobald missgünstige oder eigennützige Gedanken im Spiel sind. Wenn ich also meiner Freundin ein Geschenk machen möchte und mich von vornherein schon darüber ärgere, dass sie sich andersherum mit Sicherheit nicht so viel Mühe machen würde wie ich, kann ich mir das Geschenk eigentlich direkt sparen. Ich finde, es gibt nichts Erleichterndes, als ein ehrliches Geschenk zu machen, ohne dabei zu erwarten, auch etwas zu erhalten.
Wichtig zu erwähnen ist außerdem, dass Geschenke nicht immer materiell sein müssen oder einen Anlass brauchen. Um jemandem eine Freude zu bereiten, reichen oft ein paar ehrlich gemeinte, herzliche Worte. In unserer materiellen Welt vergisst man viel zu oft, was Schenken eigentlich heißt. Dass ich mich im Zuge des Praktikums noch einmal intensiv damit beschäftigen konnte, hat mich daher sehr gefreut.
Schenken ist ehrlich
In der Treuhand habe ich das Schenken als sehr ehrlich und selbstlos wahrgenommen. Ich hatte das Gefühl, dass alle Mitarbeiter*innen wirklich hinter der gemeinnützigen Philosophie stehen und ich meine Werte gut mit denen der Treuhand vereinbaren konnte. Ich fand es auch beeindruckend zu sehen, wie viele Menschen ihr überschüssiges Vermögen anonym an die Öffentlichkeit verschenken. Genau das ist eine Handlung, die ich so ehrenwert finde: nur die zu beschenkende Person bzw. Institution im Kopf haben und dabei einfach mal den eigenen Vorteil oder die mögliche Anerkennung durch Dritte vergessen.
Letztendlich kann ich nur dazu appellieren, wieder anzufangen, Geschenke zu machen, ohne dabei auch nur eine Sekunde an sich selbst zu denken. Denn: Ehrliches Schenken, das ist wie beschenkt werden, nur schöner!
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