Das Sozialunternehmen climb will mehr Bildungsgerechtigkeit. Wer eigentlich Bildungsgerechtigkeit finanziert und wie arme Kinder motiviert lernen können, erfahrt ihr hier.
Gerechtigkeit? Etwa jedes fünfte Kind in Deutschland lebt in Armut. Oft bleibt es auch als Erwachsene*r arm. Ein Grund dafür: Arme Kinder haben es im deutschen Bildungssystem schwerer als Kinder aus wohlhabenden Familien.
Stärken stärken – besser lernen
Kinder, die in Armut aufwachsen, benötigen im besonderen Maße Fähigkeiten, um mit Rückschlägen und Hindernissen umgehen zu können. Sie haben meist wenig hochwertiges Spielzeug und wenig Bücher, ihre Eltern haben wenig Zeit und viele Sorgen. Arme Kinder starten mit ungleichen Voraussetzungen in die Schule, Oft haben sie es beim Lernen viel schwerer als andere. Um Chancengleichheit herzustellen, brauchen arme und armutsgefährdete Kinder Förderung. Das hat sich die gemeinnützige CLIMB GmbH zur Aufgabe und zum Ziel gemacht.
Mit den sogenannten Lernferien hat sie einen ganz besonderen Weg gefunden, Kindern aus strukturschwachen Stadtteilen die Fähigkeiten an die Hand zu geben, die sie brauchen, um ihren Bildungs- und Lebensweg selbstständig zu gestalten. Zwei Wochen lang entdecken die Kinder bei climb, was sie richtig gut können. climb vermittelt vor allem sogenannte Zukunftskompetenzen, wie Durchhaltevermögen und Teamfähigkeit. Das alles lernen die Kinder vormittags während den Lernzeiten in Deutsch und Mathematik und nachmittags in Projekten rund um ein Motto, zum Beispiel Traumberufe oder Ernährung. Ausflüge gibt es auch, einer davon immer in den Kletterwald. Bei climb unterrichten Ehrenamtlichen, darunter viele angehende Lehrkräfte oder andere engagierte Studierende. Während der Lernferien können sie sich auch selbst weiterbilden.
Mehr Geld für bessere Schulen
Mit Veröffentlichung der PISA-Studie 2018 geriet wieder der lange Weg in Sachen Chancengleichheit in den Blick, den Deutschland noch zu gehen hat. Laut PISA hatten 28% der sozial begünstigten Schüler*innen starke Lesekompetenzen, bei den benachteiligten Kindern waren es nur 3%. Auch in den Naturwissenschaften hat soziale Herkunft einen großen Anteil (19%), die Leistungsunterschiede zwischen Schüler*innen zu erklären. Eine Ursache für die Unterschiede sieht die PISA-Studie darin, dass Schulen in strukturschwachen Stadtteilen ungenügend finanziert werden.
Tatsächlich ist es schwierig herausfinden, wie viel Geld in Deutschland in Bildungsgerechtigkeit investiert wird. Im Jahr 2018 wurden über 200 Milliarden Euro für Bildung ausgegeben. 6,5% des Bruttoinlandsprodukts. Zum Vergleich: In Schweden waren es bereits 2015 7,1%. 80% davon kamen aus öffentlichen Mitteln, 20% aus privaten Quellen. An dieser Stelle wird also schon klar: Damit das Geld dort hinkommt, wo es gebraucht wird, ist das Zusammenspiel verschiedener Akteure gefragt. Frei nach John F. Kennedy: „Nur eines ist auf Dauer teurer als Bildung, und das ist keine Bildung.“
Das “Why” verstehen
Für die ersten Lernferien an ihrer Schule sammelten die drei climb-Gründerinnen Jennifer Busch, Charlotte Frey und Hannah Schmidt-Friderichs Privatspenden, stellten Förderanträge bei der Stadt und bei lokalen Stiftungen. Letztere übernahmen schließlich den Großteil der Kosten. Ein Jahr später war climb offiziell ein gemeinnütziges Unternehmen. Seither wird das Bildungsprogramm von mehreren Seiten unterstützt. An erster Stelle stehen die Kommunen. Kommunale Mittel bedeuten nicht nur Planungssicherheit. Sie signalisieren auch, dass die Stadt hinter dem Konzept der Lernferien steht. Lernferien an neuen Orten bietet climb nur dort an, wo die kommunale Unterstützung gegeben ist. Für die Lernferien erhält ein Großteil der Kinder außerdem Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) des Bundes. Und auch die Eltern beteiligen sich mit einem Wertschätzungsbeitrag von 50 Euro für die zwei Wochen. Für den Rest betreibt climb wie viele andere gemeinnützige Organisationen Fundraising bei Stiftungen. Das Unternehmen erhält zunehmend Gelder von Unternehmen, die auf Corporate Social Responsibility setzen.
climb ist bei der Zusammenarbeit immer wichtig, das “Why” des Projektes zu vermitteln, also die begründete Motivation, warum das Projekt so aussieht, wie es aussieht. Erst wenn alle Beteiligten wissen, welche Wirkungsie für ihre Kommune oder für ihre Gesellschaft erzielen wollen, ist eine Kooperation auf Augenhöhe möglich, die durch produktiven Austausch lebt und nachhaltig wirken kann. Die Kommunen z. B. wollen lebenswert sein und bieten deshalb die finanzielle Unterstützung für gemeinnützige Projekte an. Unternehmen brauchen talentierten Nachwuchs und können sich deshalb Bildungsungerechtigkeit gar nicht leisten. Eine Win-Win-Situation, die eine tolle Basis für gemeinsames Wirken schafft.
Die Mischung macht’s!
Über 3000 Kinder und über 600 junge Erwachsene haben bereits bei climb Lernferien verbracht. Die ersten Kinder machen inzwischen Abitur oder fangen Ausbildungen an. Das Konzept hat sich bewährt. climb hat Standorte in fünf Bundesländern, dieses Jahr kommen weitere hinzu. Das alles schafft das Sozialunternehmen mit der Hilfe vieler motivierter Menschen. Sogenannte Skalierungspartner, die die Kosten für den Aufbau neuer Standorte tragen, sorgen dafür, dass lokale Spenden tatsächlich für die Kinder vor Ort eingesetzt werden können. Auch die ehrenamtlichen Mitarbeitenden ermöglichen die Arbeit von climb, indem sie den Kindern ihre Zeit schenken.
Nichtsdestotrotz sollte Deutschland mehr Geld für Bildungsgerechtigkeit ausgeben, meinen die Unternehmensgründerinnen. In der Zwischenzeit erzielen Organisationen wie climb gemeinsam mit ihren Mitstreiter*innen so viel positive Wikrung wie möglich. Da haben sie dasselbe Ziel wie die GLs Bank, bei der sie ihr Konto führen.
Viel hilft viel – für Bildungsgerechtigkeit
Geld ist wichtig, aber engagierte Menschen sind es natürlich auch. Und tatsächlich gilt vieles, was für die Zusammenarbeit mit Förderern gilt, auch für alle anderen Beteiligten. Mit Offenheit, Begeisterung und einer gemeinsamen Vorstellung vom Anspruch des Projekts, können alle viel leichter miteinander an einem Strang ziehen.
Die nächsten Lernferien finden in den Sommerferien statt – natürlich mit Hygienekonzept. Wenn ihr die Lernferien mit einer Spende unterstützen möchtet, könnt ihr das hier tun.
Wenn ihr neugierig geworden seid, euere Stärken kennenlernen und zwei Wochen lang Kinder fürs Lernen begeistern möchtet, könnt ihr euch hier anmelden: climb.team. Für mehr Bildungsgerechtigkeit.
Fotos: gemeinnützige CLIMB GmbH
Schreibe einen Kommentar