Solidarität – In Zeiten von Corona bricht das soziale Verhalten an vielen Stellen auseinander: Hier die aufblühende Nachbarschaftshilfe, dort der Kampf an den Regalen. Was wir daraus für die Zeit nach Corona lernen können.
Kampf
Besonders eindrücklich waren in den vergangenen Tagen die Bilder aus den USA von Warteschlagen vor den Waffenläden. Vielleicht bedienen diese Bilder nur besonders gut unsere Amerika-Klischees, und sie gingen deshalb so prominent durch die Medien. Aber unser Kampf um das Klopapier hierzulande – auch wenn er humorvoller genommen werden kann – läuft letztlich im gleichen Modus: Wenn es eng wird, dann ist sich jeder selbst der/die nächste. „Alle andern denken nur an sich. Nur ich denke an mich!“ Und diese Aussage bewahrheitet sich in der Realität, je mehr Menschen daran glauben. Perfide!
Solidarität
Wir haben aber auch eine enorme Chance: Es ist unsere Entscheidung, wie wir uns verhalten. Der Kampf jede*r gegen jede*n ist nicht vorprogrammiert. Wir können uns auch solidarisch verhalten. Tatsächlich sehen wir das derzeit überall, wenn in den Nachbarschaften geholfen wird, bei Spenden-Kampagnen und vor allem in den Krankenhäusern und in anderen Einrichtungen, wo viele Menschen bis zur Selbstaufgabe anderen Menschen helfen. Hier entstehen gerade Geschichten, die Zukunft schreiben werden. Die Erinnerung daran wird in der Zeit nach der Coronakrise unsere Gesellschaft prägen.
Was bedeutet das für die Zukunft unserer Ökonomie?
Der GLS Bank wurde oft gesagt: „Nett, was Ihr da im Kleinen so macht. Aber im Großen gelten doch ganz andere Spielregeln. Da regiert der Markt – und der hat immer Recht.“ Jetzt stehen solchen Marktideologen beim Staat an und bitten um Hilfe. Denn der Markt hat für solche Umbrüche eben kaum Lösungen parat.
Transformation der Wirtschaft
Diese Staatshilfen sind sicherlich wichtig und sinnvoll. Aber wir sollten dabei als Gesellschaft die Chance nutzen, auf einen nachhaltigen Umbau der Ökonomie hinzuwirken. Etwa indem wir den ins Stocken geratenen Ausbau der Solarenergie fördern oder Maßnahmen der Energieeffizienz. In diese Richtung geht auch die Forderung von Greenpeace nach einem „grünen Marshallplan“. In allen Branchen der GLS Bank ist ein riesiger Bedarf, von sozialen Projekten über nachhaltige Wirtschaft bis bezahlbarer Wohnraum. Insbesondere mit Blick auf die großen Unternehmen dürfen wir jetzt nicht Verluste mit Steuergelder sozialisieren und die Gewinne in Zukunft weiter privatisiert werden, auf Kosten von Mensch und Natur.
Außerdem sind derzeit einige besonders krasse Einzelkämpfer unterwegs, beispielsweise Hedge-Fonds, die mit Leerverkäufen auf den Niedergang einzelner Firmen spekulieren und damit diesen beschleunigen. Oder Regierungen, die Impfpatente aufkaufen wollen, exklusiv für sich alleine. Oder Heuschrecken-Investoren, die für den schnellen Profit jetzt billig an Unternehmen kommen wollen. Wir als Gesellschaft sind dazu aufgerufen, gegen solche Akteure klare Regeln durchzusetzen, etwa durch das Verbot von Leerverkäufen.
Es liegt an uns, ob wir die Weichen auf Kampfmodus oder Solidarität stellen, im Großen wie im Kleinen. Höchste Zeit, dass wir uns dafür das Geld als gesellschaftliches Gestaltungsmittel wieder neu aneignen.
Passend dazu auch diese Petition:
Coronakrise zur Klimachance machen – Rettungsgelder richtig nutzen
Weitere Beiträge zur Coronakrise , Solidarität und zu #Postcorona
Schreibe einen Kommentar