Nachhaltig rentabel oder rentabel nachhaltig? Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in der Zukunftsplanung von deutschen Finanzinstituten? Eine spannende Frage, gerade in Zeiten der Finanzmarktkrise – sind doch Banken derzeit dazu aufgefordert, sich mit ihrer geschäftspolitischen Ausrichtung kritisch auseinander zu setzen. Außerdem ist es die Zeit für nachhaltige Bankangebote, erleben diese doch im Moment geradezu einen Boom! Angesichts dieser Situation wäre zu erwarten, dass auch konventionell arbeitende Banken den Faktor „Nachhaltigkeit“ als (wirtschaftlichen) Erfolgfaktor begreifen und in ihre Zukunftsstrategien aufnehmen. Eine aktuelle Studie belegt jedoch, dass dies – zu unserem Erstaunen – nicht der Fall ist.
Nachhaltig rentabel oder rentabel nachhaltig?
Die Unternehmensberatung asset:vision führte im März dieses Jahres unter 595 Kommunikationsverantwortlichen in der deutschen Finanzindustrie eine unabhängige Umfrage zum Stellenwert von Nachhaltigkeit in ihrem Finanzinstitut durch.
Die Ergebnisse der Studie in Auszügen:
Im Fokus der Finanzdienstleiter befinden sich derzeit die strategischen Themen Sicherung der Kundenbasis, Sicherung der Liquidität und das Risikomanagement. Perspektivische Themen wie Erschließung neuer Märkte und Produkte sind diesen grundsätzlich nachgelagert. Nachhaltigkeit steht am Ende der derzeitigen Agenda und entwickelt selbst im Zuge der weltweiten Finanzkrise nicht das Potential einer echten strategischen Option.
Wenn Maßnahmen im Bereich Nachhaltigkeit umgesetzt werden, liegen die Motive dafür weniger in einer strategischen Ausrichtung des Kerngeschäfts als vielmehr im dem Thema innewohnenden Imagepotential. Erst danach folgen Maßnahmen wie Schaffung einer nachhaltigen Unternehmenskultur sowie moralische Verantwortung, respektive philanthropische Motive. Interessant ist auch, dass die Compliance, also die Erfüllung der gesetzlichen Vorschriften, als Motivationsfaktor recht weit vorn liegen. Transparentes Arbeiten beispielsweise wird nur durch Druck des Gesetzgebers umgesetzt. Das Angebot nachhaltiger Geldanlagen und die Umsetzung klimafreundlicher Geschäftsprozesse zählen nicht zu den wesentlichen Motivatoren.
Äußerst aufschlussreich ist auch die Aussage darüber, welche Abteilungen sich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen: Hauptsächlich die öffentlichkeitsbezogene Arbeit, also die PR- und Marketingabteilungen verfolgen nachhaltige Fragen. Weit dahinter liegt z.B. die Produktentwicklung. Im Business Development beschäftigen sich die wenigsten Institute mit dem Thema. Aber auch innerhalb der Kommunikation ist Nachhaltigkeit nur ein nachrangiges Thema.
Unser Fazit
Dass konventionelle Banken Nachhaltigkeit bisher höchstens als Marketinginstrument erachtet haben, war allenthalben bekannt. Allerdings hätten wir vermutet, dass sich die derzeitige Stimmung, die wir insbesondere unter den privaten Anlegern erleben und die in Bezug auf Nachhaltigkeit im Finanzsektor eine andere Sprache spricht, sich in der strategischen Planung von Banken niederschlagen würde. Offensichtlich hat jedoch nicht einmal die weltweit grassierende Vertrauenskrise genug Zugkraft für deutsche Finanzdienstleister, um sich den Thema anzunehmen.
Was meint Ihr zu diesen Ergebnissen?
Die Studie ist hier nachzulesen.
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