Im Nordosten Berlins drehen sich seit Ende 2015 auf einem ehemaligen Industriegelände in Pankow zwei Windräder der Phase 5 GmbH & Co. Windkraft Pankow KG, die zur Unternehmensgruppe Teut gehört. Die 185 Meter hohen Enercon Anlagen haben eine Nennleistung von jeweils 2,3 MW. Finanziert wurden die beiden Windkraftanlagen von der GLS Bank.
1996 gründete Jan Teut das Ingenieurbüro Teut, dessen Sitz sich jetzt in Lindow (Mark) im Bundesland Brandenburg befindet. Heute gehören zu der Unternehmensgruppe Teut das Ingenieurbüro Jan Teut mit Schwerpunkt Planung, die Teut Windprojekte GmbH mit Schwerpunkt Projektausführung, die Phase 5 GmbH & Co. Betriebsführungs KG und mehrere Betreibergesellschaften.
Bei Teut arbeitet ein interdisziplinäres Team spezialisierter, erfahrener Ingenieure. Das Stammpersonal besteht aus 16 festangestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die mittelständische Unternehmensgruppe hat bisher 103 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 180 MW errichtet und betreibt im Eigenbestand Windkraftanlagen mit mehr als 40 MW Leistung. Sie ist vor allem in Brandenburg, jedoch mit einzelnen Projekten auch bundesweit und im europäischen Ausland tätig .
Wir sprachen mit Karsten Altermann von der Berliner Niederlassung der Teut Windprojekte GmbH über die Arbeit der Unternehmensgruppe, die Perspektiven für die Windkraft und die Zusammenarbeit mit der GLS Bank.
Windenergie ist für Teut mehr als ein Geschäft. Was treibt Sie an?
Unser Firmengründer Jan Teut ist mit Leib und Seele „Windmüller“. Unser Anliegen ist eine energetisch nachhaltige Zukunft, das tun wir aus der Verantwortung für künftige Generationen heraus. Und wir sind überzeugt, das Richtige zu tun, denn Wind ist eine Energie, die uns umsonst und unendlich zur Verfügung steht.
Sie feiern dieses Jahr 20-jähriges Jubiläum. Was hat sich verändert?
Verändert hat sich vor allem die Größe der Windräder. Zurzeit bauen wir überwiegend Anlagen mit 3 MW Leistung mit Nabenhöhen zwischen 130 und knapp 150 Metern. Da wird sicher bald eine Gesamthöhe von 200 m und mehr Standard sein. Mittlerweile können wir da auf langjährige Partnerschaften mit Herstellern bauen.
Geändert hat sich in letzter Zeit die Akzeptanz. War die früher in Brandenburg eher positiv, werden jetzt häufiger Befürchtungen wegen der Beeinträchtigung der Landschaft und der Natur laut. In Brandenburg gibt es eine Bürgerinitiative zur Erhöhung des Abstands von Windkraftanlagen zur Wohnbebauung.
Wir wissen auch noch nicht, wie sich die geplante Einführung des Ausschreibungsmodells für uns auswirkt, die ab 2017 Pflicht werden soll. Die Komfortsituation für Windkraft ist auf jeden Fall zu Ende. Deshalb bemühen wir uns darum, Kooperationen mit Partnern einzugehen und prüfen auch Vermarktungsmöglichkeiten außerhalb des EEG, zum Beispiel den direkten Stromverkauf an Endverbraucher.
Worauf legen Sie bei der Projektentwicklung wert?
Wichtig ist für uns Bürgernähe. Wir versuchen immer, Projekte im Konsens mit den Beteiligten, den Grundstückeigentümern, den kommunalen Vertreterinnen und Vertretern und mit den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort umzusetzen. Offenheit und Verlässlichkeit gehören bei uns mit zum Planungsprozess.
Wie suchen oder finden Sie „Ihre“ Standorte?
Anfangs sind Jan Teut und dann unsere Mitarbeiter viel selbst durchs Land gefahren und haben eher aus einem Gefühl heraus nach potenziellen Standorten gesucht. Danach kamen die Regionalpläne mit den ausgewiesenen Windflächen. Und wir sichern auch schon mal Flächen in Gebieten, bei denen wir davon ausgehen, dass sie zukünftig als Windstandort ausgewiesen werden könnten. Daneben kommt es auch vor, dass Eigentümer von Grundstücken auf uns zukommen und fragen, ob wir darauf eine Windkraftanlage errichten können.
Vor rund drei Jahren haben wir begonnen, gezielt nach Flächen und „Lücken“ zu suchen, in denen es einfacher ist, eine Baugenehmigung für Windkraftanlagen zu erhalten, z. B. in Gewerbegebieten. So sind wir auch auf unseren ersten Standort in Berlin gekommen: Pankow, Schönerlinder Straße. Der ist sehr nahe an der Autobahn A 10 und Wohnbebauung ist nicht in der Nähe. Im Nordosten Berlins standen auch bereits zwei Anlagen von anderen Betreibern.
Hier sind wir auch nahe an den Verbrauchern. Der Strom unserer Anlagen wird in das Berliner Mittelspannungsnetz eingespeist, da müssen wir nicht unbedingt befürchten, dass wir unsere Anlagen wegen Netzüberlastung abgeschaltet werden, denn die Hauptstadt braucht immer Strom.
Haben Sie auch schon Windräder rück- bzw. abgebaut?
Ja, wir haben bereits fünf Anlagen abgebaut und „repowert“, mit einer weiteren geschieht dies gegenwärtig. Gerade das Repowering ist eine Alternative zu den knapper werdenden Standorten. Seit 2015 wird Repowering allerdings nicht mehr durch das EEG gefördert.
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit der GLS Bank?
Das geht auf meine persönliche Initiative zurück. Nach der Wende in Ostdeutschland habe ich mich für Anthroposophie interessiert und stieß darüber auf die GLS Bank. Bemerkenswert fand ich, dass im Bankspiegel die Darlehen veröffentlicht wurden. Einige Projekte kannte ich selbst. Irgendwann habe ich dann Christian Marcks (A.d.Red.; GLS Branchenkoordinator für Erneuerbare Energie) getroffen und ihn gefragt, ob die GLS Bank auch einzelne bzw. Projekte mit bis zu sechs Anlagen finanziert. Bei unserem ersten Berliner Projekt hat es dann geklappt. Ich bin mit Herrn Teut in der Berliner GLS Filiale gewesen und er war in dem Gespräch mit Regionalleiter Werner Landwehr und unserer Kreditbetreuerin Katrin Lenze vom Wertesystem der GLS Bank sehr beeindruckt – auch davon, dass es in der Berliner Filiale deutlich anders aussieht als bei anderen Banken. Ihr Wertesystem und letztlich die transparente Darstellung der Mittelherkunft und -verwendung hat ihn überzeugt, gewohnte Wege auch mal zu verlassen und die Zusammenarbeit mit einer für ihn bis dahin neuen Bank einzugehen.
Gab es eine besondere Leistung der Bank?
Das Besondere ist, dass die Anlagen komplett aus hausbankeigenen Mitteln finanziert wurden. 7,3 Millionen Euro von Menschen, die eine sinnvolle Verwendung für ihr Geld wünschen und dieses der GLS Bank mit ihrem sozial-ethischen und sozial-ökologischen Ansatz anvertraut haben, das ist schon was. Es gibt ja ohnehin eher wenige Banken, die das Thema Windkraft entspannt angehen. Das Finanzierungsprozedere ging mit der GLS Bank recht unkompliziert.
Was wünschen Sie sich zukünftig von der GLS Bank?
Ich fände es gut, wenn die GLS Bank bestimmte Kundengruppen in einer Art halboffener Veranstaltung zusammenführen könnte, zum Beispiel im Bereich Energie Erzeuger und Verbraucher. Vor allem wünsche ich mir aber, dass die Bank ihren Weg konsequent weiter geht und nicht zu groß wird. Der unkomplizierte, persönliche Kontakt soll erhalten bleiben ebenso wie das Menschliche. Natürlich gibt es Vorgaben, die auch die GLS Bank einhalten muss, doch es macht einen Unterschied, wie man sie umsetzt und kommuniziert.
Fotos: Unternehmensgruppe Teut
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