GLS Projekt: Süße Hoffnung

Bio-Fairtrade-Praline-Suesse-Hoffnung800x298Überlegt ihr manchmal, was genau in der Praline steckt, die ihr euch gerade auf der Zunge zergehen lasst?

Tobias Vogel (30) aus Freiburg hat das sehr ausführlich gemacht. Das Ergebnis: Peruanische Pralinen aus fair gehandelter Bioschokolade, die noch dazu super lecker schmecken. Aber das ist noch nicht alles: Der gesamte Gewinn aus dem Pralinenverkauf fließt in Bildungsprojekte in Peru.

Logo Süße Hoffnung UGTobias Vogel gründete 2007 den Verein Süße Hoffnung e.V. und 2010 das Unternehmen Süße Hoffnung UG, das mittlerweile vollständig dem Verein gehört. Die Firma importiert Pralinen der peruanischen Pralinenmanufaktur Dulciana und vertreibt sie u.a. über ihren Online Shop und im Direktvertrieb in Deutschland. Auch nach jahrelanger Beschäftigung mit dem Konfekt isst er noch immer gerne Pralinen.

Im Interview erzählt er über die Arbeit und die Ziele der Süßen Hoffnung.

Woher kommt Ihre Beziehung zu Peru?
Nach dem Abitur 2005 arbeitete ich als Freiwilliger in einer Waldorfschule bei Lima. Dort habe ich sehr schnell Menschen und Kultur schätzen und lieben gelernt. Schon im gleichen Jahr hatte ich zusammen mit einem Peruaner die Idee, eine landestypische Praline nach Deutschland zu importieren und hier zu verkaufen. Klar war damals auch schon, dass wir dieses Projekt besonders „aufziehen“ wollten und das Ganze einen gemeinnützigen Aspekt haben sollte. Als Freiwilliger habe ich an der Schule innerhalb eines Jahres ein Schulorchester aufgebaut und wollte dieses und andere Projekte nach meiner Rückkehr weiter unterstützen.

Warum gerade Pralinen?
Die von uns angebotenen Pralinen sind in Peru eine beliebte landestypische Spezialität und etwas sehr Besonderes. Außerdem gehört das Amazonasgebiet zu den weltweit besten Anbaugebieten für Kakao.

PralinenWas ist der „Süßen Hoffnung“ bei Rohstoffen und Herstellung wichtig?
Dass die Schokolade direkt aus Peru stammt und nach ökologischen und Fair Trade Kriterien erzeugt wird, die u.a. Kinderarbeit ausschließen. Ich habe selbst die Plantagen der Kooperative Naranjillo besucht, die die Schokolade liefert, und halte zur Manufaktur Dulciana in Lima persönlichen Kontakt. Auch vom Verein Süße Hoffnung sind immer wieder Leute direkt in Peru vor Ort. So können wir die Idee gemeinsam weiterentwickeln und Vertrauen schaffen.

 

Kakao400x307Welche Bedeutung hat Kakao für die Wirtschaft und die Menschen in Peru?
Im Amazonasgebiet leben viele Menschen vom Kakaoanbau, dieser sichert ihre Existenz. Der nachhaltige Kakaoanbau ist auch eine Investition in die Zukunft. Der Anbau in Kooperativen ist typisch für den fairen Handel. Bei Naranjillo sind 5.000 Bäuerinnen und Bauern Mitglied. Sie ist die größte Kooperative in Südamerika. Für jede Tonne Kakao gibt es eine Fair Trade Prämie, die in das Unternehmen investiert werden muss, zum Beispiel in neue Pflanzen, Maschinen oder in die Fortbildung der Mitarbeiter.

Wie läuft der Verkauf in Deutschland?
Wir importieren jedes Jahr im Herbst ein bis zwei Paletten Pralinen, vor allem für Weihnachten. Damit machen wir momentan rund 10.000 Euro Umsatz. Wir verkaufen über unseren Online Shop, aber auch an einige feste Kunden wie Banken oder mittelständische Firmen, die die Pralinen für Mitarbeiter- oder Tagungsgeschenke verwenden, außerdem an Weltläden, auf Weihnachtsmärkten und bei Benefizveranstaltungen unseres Vereins.
Unser Ziel ist es, dauerhaft größere Abnehmer im Einzelhandel und weitere feste Firmenkunden zu gewinnen. Mittelfristig möchten wir die Praline auch zertifizieren lassen, da damit aber einige Kosten verbunden sind, lohnt sich das erst, wenn wir größere Mengen verkaufen können. Beim Geschäftsausbau hilft uns auch, dass uns die UNESCO im Jahr 2014 im Rahmen der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ als offizielles Dekade-Projekt ausgezeichnet hat.

Süße Hoffnung: SchulkindWas sind Aufgaben und Ziele des Vereins?
Das sind zum einen die Förderung von Bildung und Erziehung in Peru, z. B. über Patenschaften für Kinder, Kooperationen mit Straßenkinderprojekten, Bau- und ökologische Vorhaben oder Projekte für behinderte Menschen.
Darüber hinaus nehmen wir auch Projekte von anderen Freiwilligen auf, die noch in Peru sind oder gerade zurück nach Deutschland kommen. Sie müssen dann nicht mit viel Aufwand einen neuen Verein gründen und können stattdessen unsere Plattform nutzen. Hier geben wir Anschubfinanzierung, helfen beim Spendensammeln und stellen Spendenbescheinigungen aus.

Sowohl die Arbeit im Unternehmen als auch im Verein wird ehrenamtlich geleistet. Wie viele Menschen stehen hinter der Süßen Hoffnung?
Wir sind ungefähr zehn bis 15 Aktive, davon 7,8 im Vorstand des Vereins und drei in der Firma.

Woher kommt die Energie für die viele Arbeit?
Viele von uns waren in Peru. Ein Motiv sind auch persönliche Freundschaften und natürlich unser gemeinsames Ziel, Bildung zu fördern. Außerdem ist die Praline ein sehr spannendes Projekt.

Warum haben Sie die GLS Bank als Geschäftsbank gewählt?
Wenn man Fair Trade und Bildung in möglichst vielen Bereichen verfolgen möchte, gehört dazu auch, dass man sich eine ökologische und soziale Bank sucht.

Planen
Verschenkt doch mal statt Schokohasen und Schokoeiern zu Ostern „Süße Hoffnung“.

Mehr Infos
Website „Süße Hoffnung UG“
Website des Vereins „Süße Hoffnung e.V.“
Video „Der Weg der Praline“ auf der Firmenwebsite

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4 Antworten zu „GLS Projekt: Süße Hoffnung“

  1. Avatar von Dieter Bareis
    Dieter Bareis

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    Biofair ist sehr gut!
    Bleibt allerdings die Frage: Wie kommen die Pralinen nach Deutschland. Hoffentlich nicht mit dem Flugzeug. Denn dann wäre es alles andere als klimafair – und ein Projekt, was gerade für die Armen gefährliche Nebenwirkungen hat!

    1. Avatar von David Roggatz

      |

      Sehr geehrter Herr Bareis,

      herzlichen Dank für Ihren Kommentar.
      Die Frage des Transportes bei Lebensmitteln ist ein heiß diskutiertes Thema. Während meines Masterstudiums im Bereich Sustainability bin ich in einem Uniprojekt dieser Frage in Bezug auf unser konkretes Projekt einmal auf den Grund gegangen. Aber zunächst die Antwort auf Ihre Frage: Der Transport unsere Pralinen findet mit dem Flugzeug statt. Gerne erkläre ich Ihnen detailliert warum:

      1. Unsere Pralinen werden ohne künstliche Konservierungsstoffe produziert. Deshalb sind diese auch lediglich 6 Monate haltbar. Der Transport mit dem Schiff inkl. dem Transport vom Hafen zu unserem Lager dauert 4-6 Wochen, was von der Haltbarkeit abgeht.

      2. Auf dem Ozean gibt es, je nach Wetterlage und Jahreszeit große Temperaturschwankungen, welche die Haltbarkeit der Pralinen zusätzlich beinträchtigen. Um das zu umgehen, müssten die Pralinen in einem gekühlten Container verschifft werden. Die Kühlcontainer würden den Transport nochmal deutlich teurer machen und ebenfalls zu einem höheren CO2 Ausstoß beitragen.

      3. Für den Transport der Pralinen müsste man einen „kleinen“ 20 Fuß Container mieten. Selbst das Volumen dieses kleineren Containers entspricht einem Vielfachen unseres durchschnittlichen Importvolumens und ist daher völlig ungeeignet für ein kleines Projekt wie das Unsere.

      Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die Seefracht im Falle einer größeren Importmenge sowohl die ökonomischere als auch die ökologischere Variante ist. Auch wenn wir den Transport mit dem Containerschiff zukünftig anstreben, ist es uns daher aktuell noch nicht möglich diese Variante zu nutzen. Zur Realisierung unserer Idee gilt es an dieser Stelle den Spagat zwischen Idealismus und ökonomischer Realität zu machen. Ich hoffe, ich konnte Ihre Frage ausreichend und zufriedenstellend beantworten.
      Wenn Sie aber Hinweise und Vorschläge für eine andere Transportvariante haben sollten, welche in unseren Fall praktikabler wäre, nehmen wir diese gerne entgegen.

      Herzliche Grüße aus Freiburg,
      David Roggatz

  2. Avatar von Schwarz, Andrea
    Schwarz, Andrea

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    Super Idee, werde gleich bestellen oder erst 1Weltladen nachfragen. Schönes Geschenk.

  3. Avatar von Sebastian Büttner

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    Verständlich, konsequent, einfach: dieses Projekt gefällt mir! Es erinnert mich an das Projekt „Die Gute Schokolade“ von plant-for-the-planet.

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