Der Wirtschaftsteil Nr. 196 – Thema: Bedingungsloses Grundeinkommen

Der Wirtschaftsteil Nr. 196 - Thema: Bedingungsloses Grundeinkommen

Bei vielen hier vorkommenden Themen gibt es seltsame Wellen, mal erscheint monatelang gar nichts dazu, dann wieder erscheinen wochenlang in mehr und mehr Medien Artikel.

Es braucht manchmal nur einen kleinen Anlass, dann springen alle wieder auf den Zug, das Muster ist verlässlich. Im Moment ist das bedingungslose Grundeinkommen wieder dran. Und es fällt auf, dass es auch in Köpfen und Medien eine Rolle spielt, die man nicht sofort im Verdacht gehabt hätte, siehe etwa hier in der Welt mit erstaunlich eindeutiger Überschrift.

Aber vielleicht denkt man da falsch, vielleicht ist das bedingungslose Grundeinkommen gar keine eher linke Idee, sondern einfach eine aus anderer Richtung, eine neoliberale? Dazu die Berliner Gazette. Es ist kompliziert.

Offensichtlich kann man sich dem Thema von zwei Seiten aus nähern, einerseits von den Sozialkosten her, andererseits von den Gewinnen der Unternehmen her. Die SZ schreibt über die Neuverteilung des Wohlstands. Es ist im Grunde erstaunlich, dass man “Neuverteilung des Wohlstands” in etablierten Medien einfach so schreiben kann, oder? Ganz ohne revolutionären Beiklang, so ein Satz regt heute keinen mehr auf. Vielleicht ist auch das ein Zeichen dafür, wie nötig dieses neue Denken ist? Auch bei Ze.tt landet man in einem Artikel beim Nachdenken darüber bei fundamentalen Fragen, siehe dort im letzten Absatz.

In Finnland geht man über das Nachdenken etwas hinaus und testet. Ein wenig. Ebenso in Zürich, Lausanne, in Oakland, in Helsinki, in Holland …

Und wir müssten in Deutschland jetzt nur einmal entscheiden, ob wir uns weiter vorwagen wollen, ob sozusagen wieder einmal ein Ruck durch das System gehen soll – oder ob wir das alles einfach für ein Märchen halten.

Foto: CC Lizenz von stanjourdan / flickr

  1. Reiner Weber

    Ein Grundeikommen ist meiner Meinung nach schon lange überfällig.
    Begründung: Es werden immer mehr prekäre Vita geschaffen mit Auflagen, wie keinerlei Tätigkeiten in Eigenregie aufzunehmen. Damit wird Potenzial unterdrückt und ausgebremst. Bei einem Grundeinkommen hat das Individuum eine Chance sich zu verwirklichen und ist bei einem Fehlversuch abgesichert und kann einen Neustart unternehmen. Bei unserem jetzigen Finanzsystem das auf Schulden basiert, käme die Gemeinschaft aber früher oder später an eine Grenze. Deshalb würde ich für das Grundeinkommen eine sogenannte Parallelwährung, die nicht auf Schulden sondern auf Tätigkeit basiert einrichten. Damit wäre der Staat auf der Sozialen Schiene aus dem “Schuldsystem” entlassen und entlastet!

  2. Wir dürfen uns in Deutschland im Rahmen der diesjährigen Bundestagswahl sogar entscheiden, ob wir das Thema in den Bundestag wählen wollen:
    http://www.buendnis-grundeinkommen.de/

  3. Thomas Schulz

    Ich kann mich mit einem bedingungslosen Grundeinkommen nicht anfreunden. Die Befürworter legen dabei ein positives Menschenbild zugrunde, so, dass wenn man die Menschen nur von allen Zwängen befreit, sich ihre schöpferische Kraft frei entfalten kann. Diesen Beweis ist die Menschheit leider bisher schuldig geblieben, auch wenn es in Einzelfällen so sein mag. Dieses Ändern der Verhältnisse habe ich in einem anderen Zusammenhang übrigens schon mal gehört, nur damals musste die Menschheit vor der Bevormundung des Staates geschützt werden, um sich frei entfalten u können, um aus allen Menschen schöpferische Unternehmer zu machen. Die Folgen sind hinlänglich bekannt.
    Für mich bleiben viele Fragen offen. Wie soll das Grundeinkommen finanziert werden? Nehmen wir das Steuermodell von Götz Werner das ausschließlich eine Konsumsteuer (50% bzw. 100%) beinhaltet und alle anderen Steuerarten abschaffen will. Mit anderen Worten würden sich Unternehmen und Vermögende weitestgehend aus der Finanzierung des Sozialwesens ausklingen, also etwas, das seitens des Neoliberalismus angestrebt wird (interessant, dass auch einige Manager unter den Befürwortern sind). Geringverdiener hätten dagegen erhebliche Mehrausgaben. Die Kaufkraft würde durch die Preissteigerungen nämlich sinken was die Frage der Höhe des Grundeinkommens aufwirft. Folge: Die Abhängigkeit vom profitorientierten Kapitalismus würde erheblich zunehmen.
    Meines Erachtens sollten Arbeit und Einkommen nicht getrennt werden, nur sollte Arbeit anders bewertet werden. Nicht die Frage, inwiefern die Arbeit das BIP steigert, sondern inwiefern die Arbeit dem Gemeinwohl nützt oder schadet, danach sollte sie bewertet werden. Und es sollten insbesondere auch Kosten in die Preise einfließen, die nur zu gerne auf die Allgemeinheit abgewälzt werden (z. B Umweltschäden, gesellschaftliche Folgen der Finanzkrise usw.) Hier gibt es genug lohnenswerte Ansätze.
    Schöpferische Tätigkeit ist nicht an ein bedingungsloses Grundeinkommen gebunden. Unterstützen wir lieber Ideen und Projekte im o. g. Sinn. Es gibt einige gute Möglichkeiten dazu, Crowdfunding z. B. ist eine davon. Ich sehe es genauso wie Rudolf Steiner: Einkommen kann nur objektorientiert, nie subjektorientiert sein. Andernfalls würde sich unsere Arbeitskraft von einer schöpferischen Kraft in eine den Marktgesetzen untergeordnete, handelbare Ware verwandeln. Das ist sie aber bei unserem gegenwärtigen Wirtschaftssystem leider schon genug. Wir sollten genau das anders machen.

  4. Marion Reinhardt

    Marion Reinhardt
    Klimawndel, Resourcenkriege, Verteilungskämpfe, Menschen auf der Flucht, Ungerechtigkeit, Spaltung der menschlichen Gesellschaft, Verrohung, moralische Verwerfungen, Scheindemokratie …
    WIR MÜSSEN ETWAS TUN!
    Die Einführung des BGE verlangt sicher nach weiteren Handlungschritten, die auf damit verbundene auch unerfreulichen Entwicklungen reagieren und “unser in Schieflage geratenes Menschenschiff” langsam, sehr langsam wieder aufrichten.
    Und wenn wir uns dabei von den vier Säulen, die Dr. Ha Vinh Tho bei der GLS-Generalversammlung erläuterte, leiten lassen, bin ich optimistisch. (Der Bericht kann hier angesehen werden)
    Daher hoffe ich, dass viele Menschen bei der Bundestagswahl der Grundeinkommenspartei ihre Stimme geben, als Signal an die etablierten Parteien, sich des Themas anzunehmen.

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