Der Wirtschaftsteil Nr. 186 – Thema: Wachstum

Der Wirtschaftsteil Nr. 185 – Thema: Wachstum und Wirtschaftstheoretie

Heute gibt es einige Texte, in denen es etwas wirtschaftstheoretischer zugeht und es geht auch um Wachstum. Das muss auch so sein, denn es geht um die Art, wie in den Wirtschaftsteilen der Zeitungen mit dem Wachstum umgegangen wird, und das ist kompliziert, auch wenn es ganz einfach anfängt. Die FAZ ist gegen Kritik am Wachstum, das lässt sich auf die Formel bringen: FAZ = Wachstum ist super. Bei der neuen und eher linksorientierten Wirtschaftsseite Oxi spottet man darüber und auch über die Wortwahl in Frankfurt, und das ist tatsächlich ganz amüsant. Immerhin veröffentlicht die FAZ im Nachgang einen kritischen Gastkommentar.

Beim Freitag schlagzeilt man dagegen unverdrossen „Nieder mit dem Wachstum“. Welche Logik nun überzeugender ist, mag jeder selbst entscheiden – sofern denn die Logik beliebig wählbar ist. Man kann aber auch wesentlich tiefer einsteigen. Genau zu dem eben erwähnten Widerspruch gibt es ein Buch, das  hier besprochen wird. In den Kommentaren dort laufen sich Fachleute warm. Schon wenn man sie nur überfliegt, bekommt man ein Gefühl für die Streitlage. Und für die Schärfe, mit der diese eigentlich sachliche Diskussion geführt wird.

Ein weiteres Medium, das zur Fraktion der Wachstumskritik gehört ist die taz ein – und richtig, da gab es auch wieder was.

Man muss aber vielleicht noch andere Begriffe zum Thema parat haben, wenn man über Wachstum spricht. Zum Beispiel aus der Soziologie. Denn einige Wirtschaftsredaktionen predigen noch Wachstum, während andere Experten schon die Abstiegsgesellschaft definieren. Das gehört heute auch zusammen.

Ein Stichwort, das man bis jetzt vielleicht vermisst, ist Neoliberalismus. Steht der nicht seit vielen Jahren hinter der ganzen Wachstumsideologie? Dazu im Guardian ein langer und sehr zugespitzter Text, der erklärt, was durch diese Ideologie, die gemeinhin nicht einmal so genannt wird, alles verursacht wird. Es kostet etwas Mühe, sich da durchzubeißen – ist aber auch ganz erfrischend. Und so detailreich, dass man zweifellos viele Aspekte zum Weiterdenken findet. Der Text endet mit der Frage nach einem neuen (linken) Entwurf für eine wirtschaftliche Ordnung. Egal, wie man das findet, egal, wie links oder rechts oder mittig man sich selbst in Wirtschaftsfragen sieht – die Frage, wieso es diesen Entwurf nicht längst gibt ist naheliegend. Oder wird da etwas übersehen, was längst vorliegt?

Die Frage, was die Ökonomisierung mit der Gesellschaft macht wird auch noch  bei Carta erörtert. Dieser Text endet beim gesellschaftlichen Willen. Um das weiter auszuführen, müsste man eigentlich noch den Sinn in die Diskussion einführen. Was man will soll doch sinnvoll sein, sei es nun in der Gesellschaft oder im eigenen Leben. Das passt in dieser Woche leider nicht mehr rein, aber dass man Wachstum ohne Sinn gar nicht diskutieren sollte kann man vielleicht halbwegs schlüssig aus den Texten heute konstruieren. Und wenn man beim Sinn ankommt, dann vielleicht auch bei langfristigen Interessen.

Weil es so schön zum ominösen Sinn passt, ganz zum Schluss noch einmal der Guardian mit einer kleinen Meldung, die geeignet ist, jegliches Wachstum zu relativieren. Und zwar gründlich.

Foto: CC Lizenz von barbara w

  1. Marcel Herrman

    Es ist wieder interessant was der Autor hier schreibt.
    Ich sehe es mit dem wirtschaftlichen Wachstum skeptisch. Und wir alle wissen, dass ein stetiger Wachstum, dem umliegenden Nationen, die für die westliche Welt insgeheim arbeiten, darunter leiden.
    Und dennoch konsumiere ich Müll, weil ich denke das ich es brauche. Dennoch versuche auch ich, mir Gedanken zu machen, was ich brauche und ob ich es brauche.
    Eine Strategie fahre auch ich, wenn etwas gekauft wird, muss es qualitativ langanhaltend und hochwertig sein und/oder gebraucht sein, weil es ja langanhaltend funktioniert.
    Nun schweife ich zu sehr ab.
    Kurz: Ich finde, wenn wir das wirtschaftliche Wachstum weiter fördern, aber dahinter nur Papiergeld bzw. elektronische Zahlen anstatt harte, reale Werte stehen, nutzen, geht alles dem Bach runter.

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