Der Wirtschaftsteil

Wirtschaftsteil

In der letzten Ausgabe dieser Kolumne gab es gar keinen Fahrradlink, das ist natürlich ungeheuerlich. Dann wollen wir uns dem Thema Rad und Verkehr in dieser Woche doch einmal etwas gründlicher widmen. Es ist nämlich auch so, dass zur Zeit ganz ungewöhnlich viele Artikel zum Thema Verkehr und Radverkehr in Deutschland und auch weltweit erscheinen, man könnte fast meinen, in das Thema kommt endlich Schwung und Bewegung.

Und dass da etwas in Bewegung ist, das bringt man natürlich nur allzu gerne mit “Peak Car” in Beziehung, wenn nicht sogar mit “Carmageddon” oder der “Carpocalypse.” Im Guardian denkt man detailreich über die Verkehrswende nach (englischer Text).

In Deutschland kommen die Trends angeblich aus Berlin. Dort werden die Autos zwar nicht gerade abgeschafft, aber man hofft doch immerhin, einen Großteil zu elektrifizieren, das ist ja auch etwas.

Die Elektroautos werden also mehr, die Fahrräder werden auch mehr, und wie. Man sehe sich etwa die Zahlen für Hamburg an, also für eine Stadt, die bisher keineswegs jemals durch eine fahrradfreundliche Politik aufgefallen ist, im Gegenteil. Vielleicht sind da Menschen auf Rädern unterwegs, die die Sache mit der effektiven Geschwindigkeit verstanden haben. Noch überraschender klingen übrigens Zahlen aus Wien, dort möchte man den Anteil des Autoverkehrs am Gesamtaufkommen auf 15% senken, das ist doch einmal ein sportliches Ziel.

Aus deutscher Sicht wirkt das vielleicht nicht locker erreichbar, Niederländer dürften das sicher schon anders sehen. In Amsterdam fahren immerhin so viele Bewohner jeden Tag mit dem Rad, dass es dort schon ein eklatantes Fahrradparkplatzproblem gibt.

Die Zeichen sind ziemlich klar, dem Fahrrad gehört die Zukunft, zumindest in den Großstädten. Wobei – würde man Enschede, Almelo und Nijverdal als Metropolen bezeichnen? Eine Radschnellstraße wird es zwischen denen dennoch geben. Auch abseits der Großstädte geht etwas.

Und es bewegt sich überall auf der Welt in der Verkehrspolitik, nur der Autoverkehr, der bewegt sich oft gar nicht, der steht herum. Weswegen Städte auf kreative Maßnahmen kommen, denn eines ist klar, so wie in der Vergangenheit geht es einfach nicht weiter. Hier ein Beispiel aus China (englischer Text). Oder hier, ein Beispiel aus der deutschen Heimat, aus Münster.

Und auf Bewegung muss man selbstverständlich nicht nur warten, die kann man auch einfordern, etwa als Radl-Guerilla.

Ein Punkt, der in amerikanischen Medien immer wieder betont wird und in deutschen Medien bisher eher keine oder eine nur untergeordnete Rolle spielt, ist das Interesse des Einzelhandels. Weniger Autos, mehr Geschäft, das wird hier in kommunalen Diskussionen noch ziemlich oft bestritten und angezweifelt. Am Ende des folgenden Artikels kann man sich einen Ted-Talk von Janette Sadik-Khan ansehen, sie war eine Weile für den Verkehr in New York zuständig und hat in diesem Zusammenhang interessante Erfahrungen gemacht: “More people on foot, more business.” Was machen währenddessen die, die für den Verkehr in Deutschland zuständig sind? Seltsame Kampagnen.

Und es geht auch nicht alles fröhlich vorwärts, manche Meldungen wirken auch wie ein Rückschlag. Grundschüler können weniger radfahren? Bitte? Also doch noch kein Grund, sich entspannt über alle Entwicklungen zu freuen, man muss schon noch mitmachen, Und z.B. die eigenen Kinder aufs Rad setzen. Statt ins Auto.

Zum Schluss zur Entspannung ein paar Filmminuten mit einer ziemlich speziellen Radtour – auf der höchsten befahrbaren Straße der Welt. Holen Sie sich einen Kaffee und sehen Sie den beiden einfach sieben Minuten lang zu. Es ist großartig.

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