60 Jahre Rudolf Steiner Schule Bochum

60 Jahre Waldorfschule Bochum – Die tiefe Verbindung zur GLS Bank

Ohne diese Schule gäbe es die GLS Bank nicht: Zum 60. Jubiläum der Rudolf Steiner Schule – Waldorfschule Bochum.

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Als Wilhelm Ernst Barkhoff 1956 eines Morgens in die Straßenbahn stieg, wusste er noch nicht, dass er wohl eine der wichtigsten Entscheidungen seines Lebens treffen würde. Der ambitionierte Bochumer Rechtsanwalt setzte sich durch einen Zufall für die Gründung einer der ersten Waldorfschulen im Ruhrgebiet ein und legte somit den Grundstein zur Gründung der GLS Bank.

Wilhelm Ernst Barkhoff (* 26. Juni 1916 in Kamp-Lintfort; † 30. September 1994 in Bochum) war Mitbegründer der GLS Bank, Inspirator für das Ethische Investment und maßgeblicher Reformer der deutschen Wohlfahrtsarbeit.
Wilhelm Ernst Barkhoff

Die Eltern überzeugten den engagierten Juristen davon. Zuerst dachte Barkhoff, dass er nicht viel Arbeit mit der Schulinitiative hätte, doch fortan nimmt das Sammeln von Spenden und beantragen von Krediten einen großen Teil seiner Zeit ein. Der erste große Erfolg war der Erwerb einer alten Stadtvilla im Bochumer Stadtteil Langendreer im Jahr 1958. Diese muss jedoch fortlaufend renoviert und ausgebaut werden, um den Schülerinnen und Schülern ein angemessenes Lernumfeld zu bieten.

Gemeinschaft mit Mut

Dafür reichten die gesammelten Gelder aber nicht aus. Also setzte Barkhoff sich mit regionalen Banken in Verbindung um Geld für das Vorhaben zu leihen. Nur steckte das Projekt in den Kinderschuhen, es erschien weder lukrativ noch konnte es große Sicherheiten vorweisen.

Waldorfschule Bochum - Der AltbauDoch Barkhoff erdachte die beste Sicherheit überhaupt: Die Menschen. Er schlug vor, dass im Falle einer Insolvenz die Eltern und Lehrer mit ihren privaten Spareinlagen bürgen würden. Heute würde man von Crowdfunding sprechen. Die Gemeinschaft bewies Mut und wagte den riskanten Schritt. Zusammen mit den Eheleuten Irene und Wilhelm Wollborn, Willy Müller, Dr. Klaus Dumke, Heinz Eckhoff, Dr. Klaus-J. Fintelmann, Karl Ernst Neuhöfer, Charlotte Reineck und Dr. Gisela Reuther gründete Barkhoff die Waldorfschule.

Die Rudolf Steiner Schule Bochum (RSS) wurde am 21. April 1958 eröffnet. Anfangs lernten dort 147 Kinder verteilt auf die Klassen eins bis fünf. Der zugehörige Waldorfkindergarten startete mit gerade mal sieben Kindern.

Impuls der GLS Bank

Die Schule war der Impuls für einen menschlichen Umgang mit Geld. 1961 gründete Barkhoff zusammen mit Reuther die GLS Treuhand, die weitere Finanzierungen für soziale und ökologische Projekte verantworten sollte. Das gelang so erfolgreich, dass über ein Jahrzehnt später die Gründung der ersten sozial-ökologischen Bank gelang.

Für die RSS waren die folgenden Jahre geprägt von Erweiterungen und Ausbau, aktuell besuchen fast tausend Kinder die Waldorfschule und lernen nach anthroposophischem Bildungsmodell. Das Angebot wurde durch eine offene Ganztagsschule und einen Hort ergänzt. Für die Eltern wurde ein Elterncafé eingerichtet, um eine Plattform für den gegenseitigen Austausch zu bieten. Stetig entwickelt sich die RSS weiter, heute spielt die Digitalisierung eine große Rolle. Das Gebäude und der zugehörige Hof sind nach ökologischen Gesichtspunkten ausgelegt und renoviert worden. Das Prinzip, gemeinsam für etwas Sinnvolles zu stehen, hat sich über Jahrzehnte durchgesetzt. Auch weitere Waldorfschulen, wie die in Everswinkel traten später der GLS Gemeinschaft bei.

Die Eltern und Lehrer der Schule kommen noch immer für Finanzierungen der Schule auf. Die Schüler beteiligen sich an Projekten, wie zum Beispiel an dem Musikprojekt „Jedem Kind sein Instrument“ sowie Wettbewerben und gewinnen so über die Jahre mehrere Auszeichnungen.

Heute gratulieren wir herzlichst zum 60. Jubiläum der Rudolf Steiner Waldorfschule Bochum.

 

Infos zur Rudolf Steiner Waldorfschule Bochum: rssbochum.de

Infos zur Geschichte der GLS Bank: www.gls.de/geschichte

Fotos: Stephan Münnich

  1. Klaus Blatt

    Es ist diese Nähe zu den Antroposophen, die mich davon abhält mich näher mit den Angeboten der GLS Bank zu befassen.

    • Rouven Kasten

      Lieber Klaus Blatt, die GLS Bank ist 1974 von Menschen gegründet worden, die der Anthroposophie eng verbunden waren. Zu Beginn wurden hauptsächlich Projekte aus diesem Umfeld finanziert, z. B. Demeter-Höfe und Waldorfschulen.

      Dies hat sich in den folgenden Jahren verändert. Das Spektrum ist breiter geworden. Es kamen beispielsweise Bioland-Höfe sowie Montessori-Schulen hinzu. Im Jahr 2003 hat die GLS Bank die Bankgeschäfte der Ökobank übernommen. In vieler Hinsicht wurde die Bankarbeit dadurch bereichert, u.a. durch Menschen, die sich sehr engagieren in Fragen von Ökologie, Frieden und Gleichberechtigung. Heute verbindet die GLS-Kunden*innen der Wunsch, sinnvoll mit Geld umzugehen. Dies kann sehr unterschiedliche Wurzeln haben. Bei einigen spielt dabei die Anthroposophie eine Rolle, bei vielen nicht. Wir sehen dieses breite Spektrum an unterschiedlicher Motivation als wichtige Grundlage unserer Bankarbeit und freuen uns über die Bereicherung, die dadurch entsteht. Rouven Kasten

  2. Gratulation! Heute brauchen wir noch viel mehr solcher mutigen Initiativen. Danke!

  3. Herzlichen Glückwunsch zum 60. Jubiläum und Hochachtung vor dem Mut eine solche Entscheidung getroffen zu haben.

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