Grundeinkommen: Von der größten Frage zum größten Crowdfunding

Grundeinkommen: Von der größten Frage zum größten Crowdfunding

Für die größte Frage der Welt sammelte die Generation Grundeinkommen 2016 via Crowdfunding insgesamt 213.152 Euro ein. Nun wirbt die Initiative Dorf testet Zukunft um Unterstützung: 6.142.416 CHF sollen via Crowdfunding – „dem größten in der Geschichte der Schweiz“ – für ein einjähriges Grundeinkommensexperiment in der Gemeinde Rheinau (ZH) zusammenkommen.

Was Crowdfunding heutzutage bewirken kann? Philip Kovce blickt zurück.

Es ist der 14. Mai 2016. Ich stehe erschöpft und glücklich auf dem Genfer Plaine de Plainpalais. Wir haben soeben das größte Plakat der Welt ausgerollt. Die Messung hat das bereits bestätigt. Doch nun will die Guinness-Jurorin noch einen Blick auf das Plakat werfen, um es als Guinness-Weltrekord offiziell anerkennen zu können. Sie will einen Blick auf 8115,53 Quadratmeter Plane werfen, die wir den ganzen Tag lang auf dem größten Platz der Schweiz ausgebreitet haben – und die später zu Taschen und Rucksäcken weiterverarbeitet werden. Ich stehe also gemeinsam mit der Jurorin unweit der Arbeitsbühne, die wir alsbald besteigen und die uns erheben wird – so hoch, dass sich 8115,53 Quadratmeter Plane als größtes Plakat der Welt überblicken lassen.

Das größte Plakat der Welt

Die Reise beginnt. Die ersten Meter sind unspektakulär. Wir haben den Boden unter den Füßen noch nicht verloren. Noch sind die Stimmen zu hören und die Blicke zu sehen, die neben der Arbeitsbühne gespannt auf das Ergebnis unserer vertikalen Expedition warten.

Die Reise geht weiter – und langsam wird ersichtlich, dass 8115,53 Quadratmeter Plane nicht nur viel Arbeit und weite Wege am Boden bedeuten, sondern dass sie wirklich groß sind! Sie verteilen sich auf dem Plaine de Plainpalais, dessen roter Sand das schwarz-goldene Plakat würdig einrahmt.

Und weiter geht’s: Auf dem Plakat sitzen, stehen, gehen Menschen. Es ist ein belebtes Plakat. Und zwischen den Menschen lebt eine Frage, die sich langsam nicht nur ins Bewusstsein hebt, sondern tatsächlich augenfällig wird. Einzelne goldene Lettern, am Boden nichts weiter als Buchstaben, finden sich mit anderen zusammen und beginnen zu sprechen. ARBEITEN. EINKOMMEN. DO. INCOME. WHAT. WAS. Wie bitte?!

Die größte Frage der Welt

Ich sehe es nun klar und deutlich. Hier steht: WAS WÜRDEST DU ARBEITEN, WENN FÜR DEIN EINKOMMEN GESORGT WÄRE? WHAT WOULD YOU DO IF YOUR INCOME WERE TAKEN CARE OF? Ich traue meinen Augen kaum. Ich sehe DIE GRÖSSTE FRAGE DER WELT als eine Frage, die zwischen den Menschen lebt und sie verbindet. Und ich sehe DAS GRÖSSTE PLAKAT DER WELT, auf dem sich Menschen, die diese Frage bewegt, bewegen. Ich sehe Bild und Wirklichkeit eins werden – ein stimmiges, wirkliches, wirklich stimmiges Bild. Ich sehe, was sich nur mit dem inneren Auge sehen lässt, offensichtlich vor Augen!

Der Wind wiegt den Arbeitskorb hin und her – und ich bemerke, dass die Guinness-Jurorin neben mir ebenfalls bemerkt, dass es sich um die größte Frage der Welt auf dem größten Plakat der Welt handelt.

Die Stadt Genf vor uns ausgebreitet, das Plakat zu unseren Füßen, beginnt die Rückreise. Langsam faltet sich die Frage wieder zusammen und wird bodenständig. Die Frage, die so stattlich vor uns stand, verwandelt sich zurück in die Menschen, die sie bewegen. Unten angekommen, steht die größte Frage der Welt jedem Einzelnen ins Gesicht geschrieben. Und auf der Urkunde, welche uns die Guinness-Jurorin schließlich aushändigt, steht: THE LARGEST POSTER WAS ACHIEVED BY GENERATION GRUNDEINKOMMEN (SWITZERLAND), IN GENEVA, SWITZERLAND, ON 14 MAY 2016. OFFICIALLY AMAZING.

Foto: Generation Grundeinkommen CC auf flickr

Kategorien BGE

Philip Kovce ist Ökonom und Philosoph. Er forscht am Basler Philosophicum sowie an der Universität Witten-Herdecke. Vor Kurzem erschien der Sammelband "Bedingungsloses Grundeinkommen. Grundlagentexte", den er zusammen mit Birger P. Priddat im Suhrkamp Verlag herausgegeben hat. © Ralph Boes

  1. Schöner Beitrag zu dieser wichtigen Frage. Wie stehen bzw. stellen sich eigentlich die Banken dieser Frage gegenüber, besonders die GLS Bank? Ist man auf eine allfällige Entwicklung vorbereitet?

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      Bettina Schmoll

      Hallo Kay,
      unser Vorstandssprecher Thomas Jorberg hat in einem Interview erläutert, weshalb ein BGE notwendig ist. Es gehört zu einer unserer vier politischen Forderungen für eine nachhaltige Entwicklung. Mit anderen Befürworter*nnen eines BGE tauschen wir uns regelmäßig aus und werben auch auf unserem Blog und in Veranstaltungen dafür.
      Viele Grüße
      Bettina

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