Chance Niedrigzinsen

„Minizinsen“ nennt sie die Presse, die niedrigen Marktzinsen für Spareinlagen. Was bedeutet das für Sparer und Kreditnehmer? Worin liegen darin sogar Chancen?

Dazu die Meinung von zwei GLS Kunden

Daniela Berglehn, GLS Anlagekundin

Daniela Berglehn„Aus der Perspektive der Anlegerin finde ich die aktuellen Zinsen am Markt natürlich sehr niedrig und wenig attraktiv. Aber als ich selbst mal von einem günstigen Kreditzins profitiert habe, ist mir klar geworden, dass hier auch eine große Chance liegt: Betriebe können jetzt Investitionen tätigen, soziale Projekte u.U. leichter umgesetzt werden und mein angelegtes Geld kann so gesellschaftlich mehr bewirken.

Außerdem bietet mir die GLS Bank die Chance mitzubestimmen, in welchen Branchen mein Geld Finanzierungen ermöglicht, in welche Projekte es fließt, welcher reale Wert geschaffen wird. Diese Transparenz und die ganzheitliche Perspektive sind mir sehr wichtig. Es geht ja nicht nur um mich und wie ich finanziell das meiste für mich raushole. Ich bin Teil einer Gemeinschaft, es entsteht so etwas wie Solidarität und das ist auch ein schönes Gefühl.“

Benedikt Ungerland, Wohnprojekt „Ein Haus für alle“

ungerlandt_150„Wir sind eine Gruppe bunt gemischter Menschen mit Behinderten und Nicht-Behinderten, die im Wohnprojekt „Ein Haus für alle“ zusammenleben möchten. Dazu haben wir dieses Frühjahr eine Genossenschaft gegründet. Mit Hilfe einer Finanzierung der GLS Bank bauen wir nun bis Juli 2016 insgesamt 19 Wohneinheiten, inklusive einer Wohngruppe.

Wir hätten unser Projekt auch mit höheren Zinsen realisieren können, aber die aktuelle Situation ist für uns sehr hilfreich: Erstens mussten wir weniger Eigenkapital zusammen bekommen. Zweitens werden die späteren Mieten so etwas günstiger sein – denn die sind so bemessen, dass der Kapitaldienst, also die monatliche Belastung aus dem Kredit, für die Mieter tragbar ist. Und drittens können wir später auch als Genossenschaft mehr Rücklagen bilden, weil wir weniger Zinsen zurückzahlen müssen.

Die Konditionen der GLS Bank sind im Markt absolut vergleichbar – ausschlaggeben für die Zusammenarbeit waren insofern nicht die Zinsen, sondern weil der Berater über einen großen Erfahrungsschatz in der Finanzierung von Projekten wie unserem hat.“

Warum ist das Zinsniveau so niedrig?

Historisch niedrige Zinsen und stetig neue Tiefststände in immer kürzeren Abständen bestimmten das Bild am Geld- und Kapitalmarkt in den verganenen Jahren. Der Haupttreiber dieser Entwicklung ist die Europäische Zentralbank EZB: Nach dem Ausbruch der Eurokrise im Jahr 2011 hat diese die nach der Finanzkrise ohnehin schon niedrigen Leitzinsen kontinuierlich abgesenkt. Leitzinsen sind die Zinsen, die Geschäftsbanken bei der EZB für ihre Geldanlage erhalten bzw. für ihre Geldaufnahme bezahlen. Seit 2014 berechnet die EZB erstmal Negativzinsen auf Einlagen.

Warum tut sie das? Die EZB verfolgt mit ihrer Geldpolitik das Ziel, eine Preisniveaustabilität im Euroraum sicherzustellen und möchte die Inflationsrate bei knapp unter 2 Prozent halten. Derzeit ist die Inflationsentwicklung weit von diesem Ziel entfernt. Aufgrund des stark gefallenen Ölpreises war die Inflationsrate im Euroraum zu Jahresbeginn sogar erstmals negativ. Die EZB versucht dieser Entwicklung entgegen zu wirken, indem sie besonders günstige Kredite für Banken bereitstellt. Ziel ist es, die Kreditvergabe und damit die wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum anzukurbeln. In der Folge setzt die EZB darauf, dass sich auch das Lohnniveau so positiv entwickelt, dass die daraus resultierende steigende Nachfrage zu einer Steigerung des Preisniveaus führt. Die Geldpolitik der EZB wirkt sich auf die Zinsen am Geld- und Kapitalmarkt aus: Wenn die Banken sich sehr günstig bei der EZB Geld besorgen können, haben sie keinen Anreiz, sich zu höheren Zinsen bei anderen Banken Geld zu leihen oder den Kunden höhere Zinsen auf ihre Einlagen zu zahlen. Diese für Sparer eher ärgerliche Entwicklung bekommen auf der anderen Seite Kreditkunden positiv zu spüren: Die günstigen Refinanzierungsmöglichkeiten und der Wettbewerb untereinander führen dazu, dass Banken derzeit besonders günstige Kreditkonditionen anbieten.

Mehr Infos

Erfahrt auf unserer Website mehr zur Zins- und  Konditionengestaltung.
www.gls.de/konditionsgestaltung

 

 

  1. Hans-Florian Hoyer

    Es ist bisweilen hilfreich, sich daran zu erinnern, was der Zinssatz ist. Zwei Geldbeträge werden in ein Verhältnis gesetzt. Der größere Betrag, ist der, der ge-, oder verliehen wird, der kleinere ist der Preis, der dafür verlangt wird bzw. gezahle werden muß.
    Anstatt, daß der Preis immer wieder frisch und individuell von den beteiligten Geschäftspartnern verhandelt wird, sind die Menschen dazu übergegangen, mit der Proportion zu rechnen und diese nach Angebot und Nachfrage für den ganzen Markt gelten zu lassen. Das ursprünglich Individuelle, konkrete ist damit verdrängt worden. Reste der Differenzierung finden sich in der Abhängigkeit der Zinskurven von Laufzeit, Geschäftsart und Partnern.
    Die Proportion von zwei Geldbeträgen kann nicht negativ werden. Sie hat keinen Nullpunkt, an dem das Vorzeichen wechseln könnte. Die Verwechslung von Vorzeichen und Rechenzeichen bringt leider in der heutigen Diskussion viel Durcheinander hervor.

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