Joseph Ngugi Mutura: Die eigenen Ressourcen nachhaltig nutzen

Joseph Ngugi MuturaVom Reichtum Afrikas erzählt der Kenianer Joseph Ngugi Mutura von der Kleinbäuerinnenorganisation SACDEP. Im April ist er auf Vortragsreise in den GLS Filialen.

Die Zukunftsstiftung Entwicklung arbeitet seit 23 Jahren mit SACDEP zusammen. Julia Feldhausen von der ZSE hat Joseph Mutura gefragt, was ihn motiviert,  welche Bedeutung ökologischer Landbau in Afrika hat und welche weiteren Vorhaben SACDEP plant.

Warum haben Sie angefangen, mit Kleinbauern und Kleinbäuerinnen zu arbeiten ? Was war und ist Ihre Vision?
Rund 80 % der Menschen in Afrika und insbesondere in Kenia sind abhängig von der Landwirtschaft, um für ihren Lebensunterhalt sorgen zu können. 85 %  dieser Menschen sind Kleinbauern und Kleinbäuerinnen, die weniger als 1 Hektar Land besitzen.
Meine Vision ist, das Leben dieser Menschen langfristig durch die Ausbildung in Praktiken und Grundsätzen des nachhaltigen, ökologischen Landbaus zu verbessern.

Wie kamen Sie auf die biologische Landwirtschaft?
Ich habe für die Regierung und für Internationale Organisationen gearbeitet, die die Bauern zu einer Landwirtschaft, die mit hohen Kosten und externen Inputs einhergeht, drängten. Die Bauern konnten sich die teuren Maßnahmen jedoch nicht leisten. Deshalb habe ich ein Projekt initiiert, welches ich „integrierte Landwirtschaft“ nannte und das zum Ziel hatte, wiederverwendbare Nährstoffe aus den Farmen selbst zu nutzen.
Inzwischen hatten andere Initiatoren ähnliche Ansätze umgesetzt – nicht nur in Kenia, auch in den Phillipinen, in den Niederlanden und in Indien. Wir begannen uns zu vernetzen und die Bewegung der ökologischen Landwirtschaft wurde zunehmend stärker.

Die Arbeit mit den Gemeinden basiert in Ihrem Ansatz auf der Anerkennung der eigenen Kapazitäten und Ressourcen. Das klingt einfach, aber wie erreichen Sie, dass die Gemeinden ihre eigenen Ressourcen einschätzen und effizient nutzen lernen?
Nachdem wir eine Gemeinde, mit der wir arbeiten möchten, ausfindig gemacht haben, führen wir einen Ressourcen-Ermittlungsprozess durch. Mit hoher Beteiligung der Menschen vor Ort erstellen wir eine Analyse, um die Gemeinde selbst als Leiter ihrer Projektziele und –aktivitäten zu befähigen. Gemeinsam analysieren dabei die Gemeinden, welche Stärken und welche Schwächen sie haben, schätzen Chancen und Bedrohungen ein. Dies machen wir direkt vor Ort. Dort wo die Bauern leben.

Wir lesen manchmal in der Presse, dass lokale Gemeinden kein Vertrauen in biologische Landwirtschaft haben. Wieso misstrauen lokale Gemeinden der biologischen Landwirtschaft?
Die Aussage, dass Bauern der biologischen Landwirtschaft nicht trauen, ist nicht fundiert. Die Bauern trauen ihr. SACDEP hat in den letzten 20 Jahren Arbeit erreicht, dass sich 72.500 Familien von konventioneller Landwirtschaft mit hohen Kosten auf ökologischen, organischen Landbau mit niedrigen Kosten umgestellt haben. Ein angemessener Markt für die Bio-Produkte muss sich jedoch noch entwickeln. Bisher fehlen gute Rahmenbedingungen der Regierung zur Unterstützung der ökologischen Landwirtschaft. Auch die Sensibilität der Konsumenten zu diesen Fragen ist aus diesen Gründen schlichtweg noch sehr gering. Die Produktivität des Marktes biologischer Produkte ist ebenfalls sehr gering. Das heißt allerdings nicht, dass die Bauern der ökologischen Landwirtschaft misstrauten.

Wie motivieren Sie die Menschen, an ihrem Bildungsprogramm teilzunehmen?
Das ist keine schwierige Aufgabe. Kleinbäuerliche Familien, wie ich sie oben beschrieben habe, sind begeistert, neue Ideen zu bekommen, um ihre Agrargeschäfte zu verbessern. Wenn SACDEP also in eine Gegend kommt und die Bevölkerung erfährt, dass sie ihr Leben verbessern kann, indem sie neues Wissen erlangt, strömen die Menschen zu den Lehrveranstaltungen.
Außerdem werden in den Veranstaltungen Themen behandelt, die die Menschen direkt betreffen. So können sie die neu gewonnenen Informationen direkt nach der Veranstaltung anwenden.

Was sind die größten Herausforderungen in Ihrer Arbeit?
Menschen in entlegenen Dörfern auszubilden ist ein teures Unternehmen. Es müssen die Kosten der Reise, der Ausrüstung und des Ausbildungsmaterials gedeckt werden. Eine weitere Herausforderung ist die große Zahl an Unterstützungsempfängern, die sich an SACDEP wenden, um Unterstützung in der Ausbildung zu erhalten.
Auch qualifizierte und fähige Mitarbeiter/innen im Bereich der nachhaltigen Landwirtschaft zu bekommen, ist eine Herausforderung. Zudem gibt es in diesem Bereich einen großen Mangel an qualifizierten Forscher/innen und Feldstudien.

Sie haben nun sehr viele Gemeinden erreicht. Was sind die weiteren Schritte für SACDEP in der Zukunft?
SACDEP möchte weiter expandieren, um durch die Projekte auch weitere Familien zu erreichen. Dies insbesondere in abgelegenen ländlichen Gebieten, in denen die Regierung und andere Entwicklungsagenturen nicht tätig sind. Darüber hinaus möchte die Organisation ihre Fundraisingkapazitäten ausweiten, um auch die Projektgröße und –anzahl zu erweitern.
Es ist außerdem im Interesse SACDEP´s, eigenes Einkommen durch das Anbieten von Dienstleistungen zu generieren. So sollen Konferenzen, Ökotourismus und technische Entwicklungsberatung angeboten werden. Zudem arbeitet die Organisation daran, die praktische Ausbildung in einem College für nachhaltige Landwirtschaft weiter zu etablieren. Dadurch sollen mehr qualifizierte technische Berater/innen für nachhaltige Landwirtschaft ausgebildet werden, um weitere tausende Familien in Ostafrika zu erreichen.

 

Vortragsreise

Trefft Joseph Ngugi Mutura in einer unserer GLS Filialen. Ab 18. April ist er auf Vortragsreise in  Freiburg, Frankfurt, Stuttgart, München, Hamburg, Bochum und Berlin. Hier findet ihr weitere Informationen zu den Terminen.

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  2. Rene Urbanski

    Zu diesen Vorträgen sollte und muss man mal unsere Bundespolitiker einladen, welche durch Subventionspolitik dafür sorgen, dass wir unseren “Dreck” nach Afrika zu Spotpreisen verkaufen und die lokalen Bauern damit ruinieren!

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