Ich bin Mitglied…

Mitglied bei der GLS Bank sein macht Sinn – warum, haben wir Fritzi Bender (Kinderbuchautorin und Komikerin) und Hennes Bender (Comedian) aus Bochum gefragt, seit März 2011 Mitglieder bei der GLS Bank.


Warum sind Sie GLS Mitglied geworden?

Fritzi Bender: Wir haben schon lange mit der GLS Bank geliebäugelt. Nach Fukushima haben wir bei urgewald.de gelesen: „Wie radioaktiv ist Ihre Bank? Wissen Sie das?“, und gedacht: „Öh … nein!“ Das war der Punkt, an dem wir gesagt haben: „Jetzt muss jeder Einzelne handeln!“ Wir fanden es auch gut, Mitglieder der Bank zu werden. Denn damit können wir die Arbeit der Bank in der Basis stärken. Zum Beispiel, damit die Bank mehr sinnvolle Kredite vergeben kann. Außerdem dürfen wir in Zukunft auch mitreden, denn wir gehören ja damit sozusagen dazu.

Hennes Bender: Es ist Bequemlichkeit, die einen abhält. Aber am schlimmsten sind die, die sagen, da könne man eh nichts machen. Ein Freund sagte mir gestern, er wechsle heute den Stromanbieter. Da sagte ich: „Ich wechsle heute meine Bank.”

Was wünschen Sie sich von Ihrer Bank?

F. Bender: Dass mit meinem Geld Sinnvolles getan wird. Und dass sie weiterhin diesen Mut hat, in Sachen zu investieren, die nicht üblich sind, und sich damit ganz klar abzugrenzen.

H. Bender: Ich finde die Vernetzung mit anderen Ländern und Ökobanken wichtig. Je mehr Leute wechseln, desto mehr Druck können wir ausüben. Was nützt es, wenn alle deutschen AKWs abgeschaltet und im Nachbarland dafür neue gebaut werden?

www.fritzibender.de
www.hennesbender.de

Wenn Ihr schon Mitglieder seid – warum seid Ihr Miteigentümer der GLS Bank geworden und was wünscht Ihr Euch von Eurer Bank?

  1. Tobias Fritsche

    Da ich mich den Zielen und der Geschäftspolitik der GLS Bank durchaus identifizieren kann, könnte ich mir sehr gut vorstellen, nicht nur Kunde der GLS Bank zu sein, sondern auch Mitglied zu werden.

    Eine Sache hindert mich allerdings daran: Wenn ich es richtig verstanden habe, wird das Kapital der Mitgliederanteile nicht verzinst bzw. es werden darauf keine Dividenden gezahlt.

    Diese Regelung empfinde ich nicht als fair. Schließlich übernehme ich mit der Mitgliedschaft auch ein unternehmerisches Risiko. Im Extremfall kann nicht nur mein Guthaben verloren gehen. darüber hinaus bin ich im Insolvenzfall sogar zu einem Nachschuss (Haftsummenzuschlag) in nochmals derselben Höhe verpflichtet. Als Kunde trage ich ein weitaus geringeres Risiko und erhalte dafür Zinsen. Wenn ich als Mitglied ein höheres Risiko übernehme, halte ich es für fair, dieses Risiko durch eine entsprechende Risikoprämie auch angemessen zu berücksichtigen. Andere Genossenschaftsbanken tun dies auch, indem sie auf die Gesellschaftsanteile eine (angemessene) Dividende zahlen.

    Es geht mir nicht darum, aus meinen Anteilen einen maximalen Gewinn zu ziehen. Worum es mir geht, ist eine faire Lastenverteilung: Wenn es der Bank gut geht und sie mit meinen Anteilen Gewinne erwirtschaftet, kommt dies nur der Bank zugute. Die Mitglieder hingegen erleiden sogar in dieser Situation Verluste, weil allein durch die Inflation die Mitgliedsguthaben real an Wert verlieren. Geht es der Bank schlecht und macht sie Verluste, müssen diese aber von den Mitgliedern getragen werden. Letzteres ist folgerichtig. Ersteres erscheint mir unfair. Man muss schon sehr altruistisch veranlagt sein, um dieses Arrangement einzugehen, bei dem freiwillig Geld verschenkt. Den im Grunde handelt es sich langfristig bei den Mitgliedsanteilen letztlich um eine Spende. Ich tue gern mit meinemGeld etwas Gutes. Aber es zu dafür zu verschenken, kann ich mir (leider) nicht leisten!

    Übrigens ist eine Gewinnbeteiligung der Mitglieder mit dem Gedaken der Stärkung der Gemeinschaft nicht unvereinbar. Die Vielzahl von Genossenschaften, die ebenfalls das Wohl ihrer Mitglieder zum Ziel haben und trotzdem eine Gewinnbeteiligung zahlen, machen es vor. Auch die Gewinnbeteiligung trägt zum Wohl der Mitglieder bei! Es ist auch nicht erforderlich, den gesamten Gewinn an die Mitglieder auszuschütten. Aber einen Inflationsausgleich und eine angemessene Risikoprämie ist meiner Auffassung nach nicht zuviel verlangt.

    Mein Fazit: Solange Sie darauf bestehen, dass Ihnen die Mitgliedsanteile unverzinst überlassen werden, werde ich nicht Mitglied der GLS Bank werden und kann dies auch niemand anderem empfehlen.

    • Eva Schneeweiss

      Vielen Dank für die ausführliche Einschätzung! Die GLS Bank ist als Genossenschaftsbank gegründet worden, weil diese Rechtform dem Ansinnen der Bankentspricht, dass Menschen sich gegenseitig im Rahmen einer Solidargemeinschaft unterstützen. Das Unternehmensziel der GLS Bank ist eine nachhaltige Gesellschaftsentwicklung voranzutreiben. Deshalb werden Gewinne aus dem Bankgeschäft voll in die Weiterentwicklung der sozial-ökologischen Kreditvergabe der Bank, die Risikotragfähigkeit und das Wachstum investiert. Die GLS Bank ist keine abstrakte Kapitalgesellschaft, ist nicht verkäuflich und vor allem nicht auf Gewinnmaximierung ausgerichtet – dies spiegelt sich auch in der unverzinsten Mitgliedschaft wider.

      Als Genossenschaftsbank ist die GLS Bank Mitglied in der Sicherungseinrichtung der Volks- und Raiffeisenbanken. Damit sind die Einlagen unserer Kunden zu 100% garantiert. Auch vor dem Eintreten der Nachschusspflicht für Mitglieder bietet die Sicherungseinrichtung Schutz, denn im unwahrscheinlichen Fall einer Insolvenz gilt im Verbund der sogenannte Institutsschutz. D.h. Genossenschaften sollen bestehen bleiben und werden inklusive des Eigenkapitals und damit der Mitgliedschaftsanteile von einer anderen Genossenschaftsbank übernommen. Erst im noch unwahrscheinlicheren Fall, dass eine Genossenschaft aufgelöst wird, kommt es tatsächlich zur Nachschusspflicht der Mitglieder, die bei uns auf 100 Euro je Anteil für maximal die ersten 50 Anteile begrenzt ist. Seit der Gründung der Sicherungseinrichtung 1934 hat es aber noch nie eine Insolvenz einer angeschlossenen Bank gegeben (siehe http://www.bvr.de/SE). Insofern ist das „unternehmerische Risiko“ äußerst gering.

      Die Mitglieder sind Eigentümer der GLS Bank. Mitglieder und Bank bilden eine Gemeinschaft mit dem Ziel, eine moderne, zukunftsfähige, auf Werten basierende Bankarbeit weiterzuentwickeln und zu sichern. Unsere Mitglieder haben Auskunfts- und Mitbestimmungsrechte und können die Richtung ihrer Bank mitgestalten. Wer sich für eine Mitgliedschaft in der GLS Bank entscheidet, für den steht der Sinn vor dem ökonomischen Gewinn. Selbstverständlich bleibt es jedem Einzelnen überlassen, Mitglied der GLS Bank zu werden, denn anders als bei einigen anderen Genossenschaftsbanken, ist eine Mitgliedschaft keine Voraussetzung, um Kunde zu werden.

      Herzliche Grüße aus Bochum!

  2. Dass ich Kunde der GLS Bank geworden bin, hat natürlich viel mit der sozial-ökologischen Ausrichtung der Bank zu tun (eigentlich: nur). Das auch durch eine Mitgliedschaft zu unterstützen, ist auf jeden Fall eine Überlegung wert.

    Die Argumentation von Hr. Fritsche empfinde zwar als nachvollziehbar, aber das ist nicht das, was mich (noch?) daran hindert, auch Mitglied zu werden. Eigentlich habe ich gar kein nennenswertes Interesse, die Arbeit “meiner” Bank mitzugestalten; je weniger Gedanken ich mir über finanzielle Dinge machen muss, umso besser. Für die jährliche Steuererklärung gibt’s zum Glück den VLH oder ähnliche Vereine. Im Berufsleben habe ich so viele Entscheidungen zu treffen, in meiner knappen Freizeit möchte ich mich nicht mit Fragen beschäftigen (müssen?), die mir thematisch überhaupt nicht liegen. Meine Frage wäre: Was sind die konkreten Pflichten der Mitglieder?

    • Eva Schneeweiss

      Die Pflichten der Mitglieder sind in unserer Satzung unter §12 und §37aufgeführt (siehe http://www.gls.de/fileadmin/media/pdf_formularcenter/gls-satzung.pdf). Dazu gehört zum Beispiel die Regelung, wie Einzahlungen auf den Geschäftsanteil oder weitere Geschäftsanteile zu leisten sind oder dass jede Änderung der Anschrift, bei Unternehmen Änderungen der Rechtsform sowie der Inhaber- und Beteiligungsverhältnisse unverzüglich mitzuteilen sind. Neben den Pflichten gehören aber natürlich auch Rechte zur Mitgliedschaft – wie z.B. das Auskunftsrecht oder die Teilnahme an der Generalversammlung, an ihren Beratungen, Abstimmungen und Wahlen. Diese Rechte wahrzunehmen obliegt dann natürlich jedem Mitglied selbst.

  3. Jeronimo Schöber

    Dem gesagten wäre hinzuzufügen, dass auf der letzten Mitgliederversammlung die Ausschüttung einer Dividende i.H.v. 2 bis 4% p.a. beschlossen wurde. Dies dient vor allem der durch die Finanzaufsicht geforderten Eigenkapitalerhöhung, da so die Bank auch für neue Investoren attraktiv wird.
    Soweit jedenfalls das, was ich auf den Seiten mit großem Interesse gelesen habe.
    Meine Frage wäre, ob es eine Obergrenze für die Beteiligung einzelner Personen (natürlich oder juristisch) gibt.
    Sowohl Greenpeace als auch die Spar- und Bauverein Dortmund eG haben diese in ihren Satzungen verankert, um die eigene unabhängigkeit zu sichern.
    Sollte ich etwas falsch verstanden haben, bitte ich um Erläuterung.
    Herzlich grüßt
    Jeronimo Schöber

    • Eva Schneeweiss

      Lieber Jeronimo Schröber,

      auf der außerordentlichen Generalversammlung Anfang Dezember haben unsere Genossenschaftsmitglieder mit großer Mehrheit nicht nur der Einführung einer Dividende, sondern auch die Aufhebung einer Begrenzung der maximalen Anteile beschlossen. Um nach wie vor eigenständig zu bleiben, hat aber jedes Mitglied unabhängig von der Höhe seiner / ihrer Genossenschaftsanteile weiterhin nur eine Stimme.
      Über die Ergebnisse der Versammlung haben wir übrigens auch in einem Blogartikel unter http://blog.gls.de/allgemein/satzungsanderung-mit-groser-mehrheit-beschlossen/ informiert – auch die Kommentare sind sehr lesenswert!

      Herzliche Grüße aus der GLS Bank!

  4. Mittlerweile werden ja Dividenden bezahlt. Das sollte man erwähnen. Allerdings auch erst, nachdem bekannt wurde, das es größere institutionelle Anleger gab, auf deren Einlagen sehr wohl auch vorher schon Dividenden gezahlt wurden. Den Ausführungen von Tobias Fritsche ist daher zuzustimmen, das ist absolut nachvollziehbar. Auch die Identifikation mit den Zielen der Bank sollte nicht dazu führen, dass der Idealismus der Kleineinleger zu Verlusten führt, während Großanleger belohnt werden. Das mag wirtschaftlich sinnvoll erscheinen, aber wenn man einen Gegenpol zum rein gewinnorientierten Kapitalismus bilden will, muss man das auf allen Ebenen tun, wo das machbar und sinnvoll ist, vielleicht sogar *gerade* bei den kleinen Anlegern.

    Auch Ihrem letzten Satz muss ich widersprechen: “anders als bei einigen anderen Genossenschaftsbanken, ist eine Mitgliedschaft keine Voraussetzung, um Kunde zu werden.” – Ich bin gerade Mitglied eines von GLS-Mitteln finanzierten Projektes. Für die Kreditauszahlung wurde eine Mitgliedschaft bei der GLS – der ich durchaus positiv gegenüberstehe – zur Bedingung gemacht und in der Höhe sehr genau spezifiziert. Dies taucht nicht als Vertragsklausel auf, ist aber durchaus Bestandteil der Verhandlungen.

    In jedem Fall wünscht man sich von der GLS da, bei aller Sympathie, insgesamt mehr Transparenz, Integrität und Geradlinigkeit. Aber das kann ich ja nun als Mitglied fordern.

    • Johannes Korten

      Es ist richtig, dass mittlerweile Dividenden gezahlt werden. Die Antworten stammen aus dem Sommer 2011, einem Zeitpunkt, zu dem es tatsächlich noch keine Dividenden für Mitgliedschaftsanteile gab. Über die Einfühung der Dividende und die Beweggründe haben wir seinerzeit auch ausführlich berichtet.

      Die Einführung der Dividenden war nicht zuletzt ein wichtiger Schritt, um die von Ihnen genannten Unterschiede zwischen Mitgliedern und still Beteiligten aufzuheben. Sie haben Recht, dass wir bei Kreditkunden in der Tat wünschen, dass diese Mitglied der GLS Bank werden. Wir halten dies für ein wichtiges Signal der Solidarität gegenüber anderen Kreditnehmern wie der GLS Gemeinschaft insgesamt, denn Kreditvergaben sind nur dann möglich, wenn entsprechendes Eigenkapital vorhanden ist. Dennoch gilt der Satz, dass eine Mitgliedschaft keine Voraussetzung ist, Kunde der GLS Bank zu werden.

      Über Anregungen, wie wir unsere Transparenz weiter verbessern können, freuen wir uns stets. Hier oder gerne auch per Mail an die Redaktion unter blog@gls.de.

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