Gastbeitrag von Soil & More:: Boden gut machen

soilmate_juliarobertsWas haben Julia Roberts, Renate Künast, Vandana Shiva und Sarah Wiener gemeinsam? Sie alle sind „SoilMates“ und unterstützen die Kampagne “Rettet unsere Böden” (Save our Soil).

Die Kampagne will darauf aufmerksam machen, dass durch unsachgemäße und unangepasste Landwirtschaft täglich fruchtbare Böden zerstört werden.

 


Andre Eitner von Soil & More beschreibt das Problem und mögliche Lösungsansätze. Soil & More ist GLS Kunde und unterstützt weltweit landwirtschaftliche Betriebe dabei, nachhaltiger zu wirtschaften und der sinkenden Bodenfruchtbarkeit entgegen zu wirken.

Aus gutem Grund

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Nur auf guten Böden wachsen gute und gesunde Nahrungsmittel. Die weit verbreitete Ansicht, dass nur durch eine sogenannte Green Revolution, also intensive landwirtschaftliche Anbaumethoden, die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung sicher gestellt werden kann, wird zunehmend in Frage gestellt. Gerade durch Überdüngung, Monokulturen sowie eine insgesamt intensivere Landnutzung gehen jährlich über 20 Milliarden Tonnen fruchtbarer Boden verloren. Das Argument, dass Biolandbau wegen der teilweise geringeren Erträge mehr Fläche brauche, erscheint in diesem Kontext relativ. Außerdem haben viele Studien gezeigt, dass gerade an schwierigen Standorten biologische Methoden zu höheren und vor allem stabilen Erträgen führen.

Dass auch Lagerung, Transport und Handel von Lebensmitteln bei der Ernährungssicherung für 9 Milliarden Menschen eine große Rolle spielen, ist bisher selten Thema in der öffentlichen Diskussion. Wer weiß schon, dass zwischen Ernte und Verkauf über die Hälfte der Lebensmittel durch nicht sachgemäßes Management verloren geht? Eher schon sind bei uns die Lebensmittel Thema, die im Abfall landen.

Nichts desto trotz muss müssen wir weltweit weiter an der Professionalisierung des ökologischen, nachhaltigen Landbaus arbeiten, um fruchtbare Böden für den Nahrungsmittelanbau  zu erhalten und zu schaffen und auch, um Ernteverluste zu verringern.

Überleben – aber nicht leben!

Allerdings gab es in den vergangenen Jahren vor allem in den sogenannten Entwicklungsländern viele Initiativen und Projekte, die auf Intensivierung setzten und die durchschnittliche Menge an ausgebrachtem Kunstdünger von 8 Kilogramm pro Hektar und Jahr auf 30 Kilogramm pro Hektar und Jahr erhöhen wollten. Diese Projekte werden zunächst mit Millionensummen gefördert. Doch was passiert, wenn das Projekt und die Förderung nach drei Jahren beendet sind und die Landwirte nun davon überzeugt sind, dass sie ohne Chemie keine Landwirtschaft mehr betreiben können?

Laut FAO vervierfacht sich in Ostafrika der Preis für Düngemittel auf der Reise von Mombasa oder Daresalaam in Städte wie Kampala oder Kigali. Außerdem verlieren die Böden bereits nach einigen Jahren in Folge der Überdüngung an Fruchtbarkeit und Struktur und werden Opfer der Erosion. Soil and More TeeanbauerWie werden diese Bauern die neuen Ausgaben schultern können? Es ist eher unwahrscheinlich, dass ihnen das durch den Verkauf ihrer Waren zu höheren Preisen auf dem lokalen Markt gelingt. Den Export wiederum erschweren Zertifizierungen, Transport, Vorgaben zu Mindestmengen und Marktzugangsbeschränkungen sowie äußerst instabile Weltmarktpreise. Ein durchschnittlicher kenianischer Teeanbauer erzielt ein Jahreseinkommen von umgerechnet 800 US Dollar. Ein Drittel davon muss er für Düngemittel ausgeben. Ist die Ernte schlecht, bleibt ihm nicht genug, um die Familie zu ernähren und die Kinder in die Schule zu schicken. Die Folge ist Landflucht. Manche hoffen auch auf ein besseres Leben in Europa und machen sich auf den Weg. Die humanitären Auswirkungen dieser Flucht werden uns jeden Tag in den Nachrichten präsentiert.

Boden, Ernährung, Gerechtigkeit: Alles hängt zusammen!

Beim Thema Boden geht es um mehr als nur Ernährung. Es geht um Gerechtigkeit und Fairness. Es geht auch darum, wie wir durch unser Konsumverhalten unsere Umwelt beeinflussen. Was können wir tun, um Landwirtinnen und Landwirten Zugang zu gesunden Böden und guten Lebensmöglichkeiten zu geben? Bio und Fairtrade kaufen sind gute Ansätze – aber es muss mehr passieren.

Rettet unsere Böden – Save Our Soils

Soil and More: Farmen lernen KompostierungDas Wissen, wie Böden nachhaltig bewirtschaftet werden können, ist vorhanden. Allerdigs haben nicht alle Farmer und Landwirte weltweit Zugriff darauf. Diese Wissensvermittlung hat sich die Kampagne Save Our Soils mit dem gleichnamigen Fonds (www.saveoursoilsfund.org ) zur Aufgabe gemacht. Der Fonds wurde von Pionierunternehmen wie Lebensbaum, Eosta, Ambootia, Soil & More Intl. und anderen gegründet.

Während die Kampagne Save our Soils das Thema Bodenfruchtbarkeit auf die Tagesordnung der Entscheidungsträger bringt, bereitet der Fonds bestehendes Wissen, best-practices aber auch Fallstudien für den praktischen Einsatz auf. Das Ganze wird in Workshops, Konferenzen, auf Websites und über soziale Netzwerke Bauern und ihren Unterstützungsnetzwerken zugänglich gemacht.

Bisher wurden 180.000 Euro eingesammelt. Damit alle geplanten Aktivitäten umgesetzt werden können, schätzen die Initiatoren den Bedarf auf mindestens 500.000 Euro für die nächsten drei Jahre. Die Progreso Stiftung aus den Niederlanden hat bereits 60.000 Euro investiert, um Bauernorganisationen in Ghana, Uganda und Indonesien dabei zu helfen, ihre Böden durch organischen Dünger und Erosionsschutzmaßnahmen fruchtbar zu halten.

SoilMate werden

Die Arbeit von Save our Soils wird durch Spenden und Beiträge von Partnern des Fonds finanziert, vor allem aber durch Spenden von Privatpersonen. Werdet auch SoilMate! Helft durch eure Spende, Boden wieder gut zu machen.

Weitere Informationen findet Ihr auf Saveoursoilsfund.org

André Eitner

Andre_Eitner_3789d00_SWDer Autor arbeitet seit drei Jahren bei Soil & More Intl. und ist hier zuständig für den Bereich Sales, das Key Account Management und die Implementierung der großen Climate-Smart Agriculture Projekte in Kenya und Indonesien. André Eitner hat bereits viele Projekte in Afrika durchgeführt, u.a. während seiner Tätigkeit für die Fairtrade Labelling Organizations International (FLO). Bei FLO war er für den Bereich Klimawandel zuständig.

Fotos: Copyright Soil and More

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  1. Heiner Schulte

    Hier wird ernsthaft behauptet, 30kg Mineraldünger je ha könnten eine schädliche Überdüngung bewirken. Außerdem seien die Kosten für die Kleinbauern nicht zu bezahlen. Was ist das für ein Wundermittel? Um welchen Dünger handelt es sich hier?

  2. Hallo Herr Schulte,

    danke für Ihr Interesse am Beitrag.
    Die beschriebene Mineraldüngung bezieht sich nicht auf bereits gedüngte durchschnittliche Farmen, sondern basiert auf nationalen Mittelwerten aller Kunstdünger in Ostafrika. Der Wert von z.B. 8 kg/ha/Jahr ist deshalb so niedrig, weil viele Landwirte in der Region überhaupt nicht düngen (zu teuer), daher sind nationale Mittelwerte relativ gering.
    Ein Beispiel hier für Tansania: https://www.theglobaleconomy.com/Tanzania/fertilizer_use/

    Das bedeutet, dass es durchaus viele intensiv gedüngte landwirtschaftliche Flächen in Ostafrika gibt und diese sich vergrößern werden, wenn das jeweilige nationale Mittel ansteigt. Ebenso werden wahrscheinlich auch viele kleinere Landwirte beginnen zu düngen und dann die Düngung ebenfalls intensivieren.

    Diejenigen Landwirte, die jetzt schon relativ intensiv düngen, können durchaus finanzielle Probleme bekommen, u.a. gibt es auch das Fake-Fertilizer-Problem, dass also lokal Kunstdünger verkauft werden, die aber nicht die angegebenen Nährstoffe beinhalten, also wirkungslos sind. Die geringere Ernte kann dann nicht den Düngerkauf decken.

    Beste Grüße,
    Rainer Nerger

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