Bankspiegel: Reise in die GLS Bank - Teil 5 - Geschäftskunden

Bankspiegel: Reise in die GLS Bank – Teil 5 – Geschäftskunden

Für manche Geschäftskunden ist der Kredit der GLS Bank wie ein Siegel für gutes Wirtschaften. Für die GLS Bank ist jeder Kredit der Beweis für die Sinnhaftigkeit ihres Tuns. Die letzte Station von Thomas Friemels Reise durch die GLS Bank.

Es ist schon früher Abend, als GLS Mitarbeiterin Cornelia Roeckl mich in einen etwa vier mal fünf Meter großen Raum führt. Es riecht muffig, das Licht scheint fahl von der Decke und beleuchtet matt die Regale an den Wänden und im Raum, die bis fast unter die Decke reichen und zwischen denen ein sehr beleibter Mensch kaum Platz hätte. Darin: dutzende Meter voller Akten. „Das ist der Aktenraum“, sagt Cornelia Roeckl fast ein wenig entschuldigend und zieht eine der Mappen heraus, in der fein säuberlich alles über ein Unternehmen abgeheftet ist, das einen GLS Kredit bekommen hat — Business-Pläne, Einschätzungen, Mails. Hier also, begreife ich, liegt die Antwort auf fast alle Fragen, die ich heute den ganzen Tag mit im Gepäck hatte. Ein wenig fühlt es sich an wie in einer Schatzkammer. Und ich bin Indiana Jones.

Ziel — ein gutes Stichwort.

Denn schon geht es weiter über die Gänge und Treppen, zum letzten Ziel der Reise tief in die GLS Bank. Hier treffe ich Cornelia Roeckl. Auf ihrer Visitenkarte steht „Abteilungsleiterin Branchenkoordination und Entwicklung“, oder anders ausgedrückt: Frau Roeckl entscheidet, welche Unternehmen Kredite von der GLS Bank bekommen — und welche nicht. Aber natürlich nicht allein. Ein Kredit geht durch einige Hände, bevor er ausgezahlt ist, und es gibt dabei verschiedene Rollen.

Eine der Rollen hat Henning Zirkel, Teamleiter Privat- und Geschäftskunden. Neben den privaten Baufinanzierungen entscheiden er und sein Team über Unternehmenskredite bis zu einem Betrag von 100.000 Euro. In diesem Bereich für Geschäftskunden flattern täglich etwa zehn Anfragen auf die Schreibtische, zwei Drittel kommen von Existenzgründern. „Leider müssen wir etwa 60 Prozent aller Anträge ablehnen“, bedauert Zirkel, was allerdings weniger ist als in anderen Banken. Entschieden wird zunächst nach Aktenlage und einem Telefonat mit dem Antragsteller. Das hat sich bewährt. Zirkel: „Es gibt kaum ein Projekt, bei dem wir dann danebenliegen.“

Nachhaltigkeit eine zusätzliche Glaubwürdigkeit

Bei den Anfragen geht es etwa um Kindergärten, Photovoltaik-Anlagen auf Firmengebäuden oder Bio-Einzelhandel. Zirkel: „Den Kunden ist dabei wichtig, dass sie durch uns finanziert werden. Dadurch geben sie ihrer Marke und ihrem Bemühen um Nachhaltigkeit eine zusätzliche Glaubwürdigkeit.“ Ein Kredit der GLS Bank — so etwas wie ein Label für gutes Wirtschaften.

Und das will man offenbar behalten. Denn der weitaus größte Teil bleibt auch in der weiteren Unternehmensentwicklung Kunde der GLS Bank — und landet dann eben bei Cornelia Roeckl. Wer über 100.000 Euro Kredit braucht, ist bei ihr und ihren Kollegen an der richtigen Adresse. Wie bei Zirkel werden auch bei ihr jährlich rund 1000 Kreditanfragen von Geschäftskunden positiv entschieden, 700 weitere Kredite kommen nicht zustande — etwa weil die Finanzierung von einer anderen Bank übernommen wird, weil die Initiatoren aufgeben müssen oder „weil wir es inhaltlich nicht wollen“, sagt Cornelia Roeckl. Dabei sind die Bearbeitungszeiten höchst unterschiedlich. Bestandskunden erhalten manchmal schon nach einem Telefonat die Kreditzusage — bei Neukunden dauert die Entscheidung länger. Denn: Zunächst ist eine gute Beratung wichtig, und die Entscheidung braucht auch noch einige Zeit. „Wir wissen, dass wir manchmal nicht schnell genug sind“, so Frau Roeckl, „aber wir hinterfragen derzeit jeden Arbeitsschritt, ob wir darauf verzichten können.“

Ein klassischer Kreditprozess geht so: In einem Erstgespräch machen die Kolleginnen und Kollegen von Frau Roeckl sich ein erstes Bild. Worum geht es der Initiative oder dem Unternehmer inhaltlich? Passen sie zu uns? Hat das Vorhaben Hand und Fuß? Wenn die GLS Mitarbeitenden einen guten ersten Eindruck haben, bitten sie den Kunden um detailliertere Unterlagen. In einem persönlichen Gespräch macht man sich dann ein Bild voneinander. „Das Feedback von den Geschäftskunden nach diesen Gesprächen ist meistens gut“, sagt Frau Roeckl. „Am meisten schätzen sie unser Branchen-Know-how, und dass wir wichtige Werte teilen.“ Da sind sie wieder: die Werte.

Wer bestimmt über Geschäftskunden-Kredite?

Aus all diesen Fakten, Kalkulationen und Ideen verfasst dann einer der insgesamt 45 Kundenbetreuerinnen und -betreuer eine Stellungnahme, mündend in ein Pro, ein Kontra und ein Fazit. Ist das Fazit positiv, gehen bei kleineren Krediten die Unterlagen in die Sachbearbeitung, wo die Kolleginnen und Kollegen die Verträge erstellen und später „auf den Knopf zur Auszahlung“ drücken. Kniffliger wird es, wenn es um höhere Beträge geht. Dann sind auch die Votierer — die in der sogenannten Kreditsicherung arbeiten und die vor allem auf Grundlage der Akten entscheiden — in den Prozess involviert. Alles über eine Summe von vier Millionen Euro aufwärts wandert noch weiter zur Entscheidung in den Vorstand.

Wenn Kreditnehmer und Bank sich einig werden, landet die Akte schließlich hier im Aktenraum — womit wir wieder am Anfang dieser Geschichte wären. Denn wenn es so ist, dass die GLS Bank ein Ermöglicher für einen nachhaltigen Wandel ist, indem sie das Geld von der einen Seite der Geber auf die andere Seite bewegt zu jenen, die es brauchen — für das Bauen an einer lebenswerten Zukunft —, dann ist dieser kleine, fensterlose Raum der Beweis ihrer erfolgreichen Arbeit. Tausende Akten, das sind tausende Kredite, das sind tausende Erfolgsgeschichten. „Damit wir das weitermachen können, das sollte uns allen doch ein GLS Beitrag von 5 Euro wert sein, oder?!“, sagt Frau Roeckl.

„Die sind cool.“

Ein letztes Mal gehe ich durch die Zentrale, hinunter zum Ausgang, in dem Wasser über eine Steinwand in ein Becken fließt, aus über 10 Metern Höhe. So ruhig das Wasser rinnt, so ruhig ist es hier nicht. Der Fluss der GLS Bank ist kräftig, beständig, gurgelnd und irgendwie fröhlich. Die Menschen hier wissen sehr genau, was sie tun — und wofür. So vielfältig die Aufgaben der über 500 Mitarbeitenden sind und so herausfordernd sicher auch vieles ist, das ich heute nicht gesehen habe, so einig sind sie doch in der Richtung, in die sie streben. Und wenn es nicht zu kitschig wäre, müsste man sagen: Sie arbeiten gemeinsam an einem besseren Leben, einer lichteren Zukunft — für uns alle. Und das nicht verbissen, sondern gleichzeitig heiter und hartnäckig, überzeugt und dabei tolerant, innovativ und nachdenklich. Mein 13-jähriger Sohn würde es vielleicht so sagen: „Die sind cool.“ Und damit hätte er verdammt noch mal recht.

Eine Übersicht von GLS Geschäftskunden und deren Projekten finden Sie hier: https://www.gls.de/kundenportraets/

Thomas Friemel ist freier Autor und Verlags-Chefredakteur beim Social Publish Verlag, der das Nachhaltigkeitsmagazin enorm herausgibt, das er 2009 mitgründete und bis 2013 als Chefredakteur leitete. Zudem ist er Co-Gründer und Geschäftsführer von KOMBÜSE GmbH (Kommunikationsbüro für Social Entrepreneurship), die seit 2014 ökosoziale und Sozialunternehmen, Stiftungen und Wohlfahrtsverbände in allen Fragen der Kommunikation berät und begleitet. Der 49-Jährige lebt mit seiner Familie in Hamburg.

Ein Artikel aus dem GLS Kundenmagazin Bankspiegel. Diesen und viele andere spannenden Artikel finden Sie im Blog. Alle Ausgaben des GLS Bankspiegel als PDF finden Sie unter: https://www.gls.de/bankspiegel/.
  1. […] Den fünften Teil der Reise durch die GLS Bank, lesen Sie hier im Blog. […]

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