Abschied vom ersten GLS-Banker

Er war Mitgründer, jahrzehntelanger Gestalter und bestach durch seinen Tiefgang. Die GLS Bank nimmt Abschied von Rolf Kerler, der im Alter von 74 Jahre gestorben ist.

Am Donnerstagabend nahmen frühere Kollegen, Mitarbeiter und jahrzehntelange Wegbegleiter bei einer Gedenkfeier in der GLS Bank Abschied.

Rolf Kerler kam Ende der 1960er-Jahre nach Bochum, nachdem ihn der Ansatz des Juristen Wilhelm Ernst Barkhoffs neugierig gemacht hatte. Der war dabei, Wirtschaft völlig neu zu denken, indem er fragte, was die Menschen eigentlich brauchen. Kerler ist hocherfreut und notiert später: „Barkhoff nahm mich viel Jüngeren mit meinen Fragen ernst, ernster als je jemand anderer zuvor“. Sofort entschließt sich Kerler, zu bleiben. Er wird 1968 der erste Mitarbeiter der GLS Treuhand. 1974 bei der Gründung der GLS Bank ist er der einzige mit einer Bankausbildung.

Wenn jemand zur GLS kam, machten sie sich deren Ziele zu Eigen. „Das hielt und hält die Augen offen für das, was heute und morgen an neuen, den Zeitgeist treffenden Aufgaben entgegenkommt“, erklärte Kerler später die Methode. Dabei wollten sie das Bewusstsein für Geld völlig verändern, seine schöpferische Kraft heben und es zum sozialen Gestaltungsmittel machen.

Rolf Kerler war auch zupackender Pionier. Im Buch „Eine Bank für den Menschen“ beschrieb er die Ursprünge des GLS-Projekts. Wie er lange und intensive Gespräche führte, bei den ersten Versuchen, Bio-Bauernhöfe zu gemeinnützigen Einrichtungen zu machen. „Diese Umgestaltungen waren alles andere als einfach. Es galt ja nicht nur, praktische und praktikable äußere Lebens- und Arbeitsformen zu entwickeln. Die Umstellung musste sich vor allem und zuerst im Inneren der Menschen vollziehen“.

So erlebten ihn auch seine Wegbegleiter als besonnen Zeitgenossen, der stets nach dem tieferen Sinn in jedem Moment des raschen Alltags und der gewöhnlichen Entscheidung suchte. Und ihn auch fand. „Was er dann sagte, klang selten revolutionär. Aber es blieb haften.Oftmals einige Wochen oder Monate später erschloss sich der tiefere Sinn, das Zukünftige darin“, heißt es im Nachruf.

Kerler war bis 2006 im Vorstand der GLS Treuhand e.V. Bis 1992 war er Vorstand der GLS Bank, später 17 Jahre in ihrem Aufsichtsrat. Er hat ihre dynamische Entwicklung persönlich erlebt. Rückblickend schrieb er: „Es ist ein Privileg, die Verwandlungen seit der Anfangszeit zu erleben, in der zum Beispiel die ersten Kontoauszüge noch mit der Schreibmaschinen geschrieben wurden, in der man die Mehrheit der Sparanleger und Mitglieder noch persönlich kannte und in der alle Mitarbeiter in der Kaffeepause noch um einen Tisch passten“. Als er 1975 gefragt wird, wie die Einleger eigentlich ihr Geld abheben, antwortet er: „Das kam noch nicht vor. Aber wir finden da sicher eine Lösung“.

Zwar habe sich fast alles bei der GLS Bank verändert, sagte er 2013. Gleich geblieben sei aber der „unerschütterliche gemeinsame Wille, nach wie vor mit Bank und Treuhand ein integriertes erweitertes Bankwesen zu entwickeln, in dem die verschiedenen Geldqualitäten des Schenkens, Leihens und Zahlens gepflegt und fortentwickelt werden. Ein Bankwesen, in dem Übergänge bewusst gestaltet werden.“ An der Verwirklichung werden alle in der GLS-Welt tatkräftig mitwirken.

Rolf Kerler hat die Bochumer Bankeinrichtungen maßgeblich geprägt. Dafür sind ihm die GLS Bank und die GLS Treuhand zutiefst dankbar.

Den Nachruf finden Sie hier.
Zum Buch: Was macht Geld?
Zum Buch: Eine Bank für den Menschen

  1. Das Konzept der GLS sollte Mindeststandard des Bankwesens sein und jede weniger sozial und ökologisch orientierte Anlageform, der Vergangenheit angehören. Die Welt wäre um vieles besser, wenn Bereicherung auf Basis von Waffenproduktion / -handel, Kriegen, Umweltzerstörung, Hunger und Not unmöglich wäre.

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